Ein Oktett aus dem Kongo schießt mit polyrhythmischen Geklöppel um sich. Einmal durch den Verstärker gejagt, sorgt das für funkelnde Missverständnisse.
2005 verursachte diese kongolesische Kapelle einigen Aufruhr, als auf dem belgischen Label Crammed Discs ihr Album „Congotronics“ erschien. Gegründet wurde Konono No.1 schon in den 60ern, kam erst spät und zufällig in die westlichen Kulturradios. Von Krautrock, Jimi Hendrix, psychedelischen Effekten bis hin zu Proto-Acid House war plötzlich die Rede. Alles nur, weil sie ihre Likembes – also ihre Daumenklaviere – elektrisch verstärkten und mit allerlei elektronischen Kram aufbohrten. Das mag sich nach Musik für Volvo-Fahrer anhören, die Liebesbekundungen für diese modernisierten Bazombo Trance Tracks kamen allerdings auch von illustren Zeitgenossen wie Matt Groening, Björk oder Herbie Hancock. Zu Recht. Für den Nachfolger „Assume Crash Position“ wuchsen Konono No.1 auf acht Leute an. Ihre langen Jams verändern tatsächlich das Zeitempfinden, hier taucht das Gehör ab in Kaskaden mikroskopischer Impulse. Die Tracks verdichten sich, spannen ein synkopisches Kontinuum auf, Melodien verteilen sich quer über alle Instrumente. Kaum einmal ist eine führende Stimme auszumachen, Rhythmen kreuzen und verschränken sich laufend, und das Kollektiv zählt mehr als das Solo. Durch die elektrische Verstärkung entstehen immer wieder Verzerrungen und Überlagerungen, die am anderen Ende des Mittelmeeres dann gerne mit psychedelischen Acid-Effekten verwechselt werden. Konono No.1 sind begeisternd, ja: anders. Und dieses Andere, das sind wir selbst.