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Als man Fatih Akin nach dem Sensationserfolg von „Gegen die Wand“ (2005) zum /poeta laureatus/ des deutsch-türkischen Kulturaustauschs erklärte, hat man ihm offensichtlich nicht gerade einen Gefallen getan: Den aggressiven Trotz von „Gegen die Wand“, den hemdsärmeligen Dokumentarismus von „Crossing the Bridge“ sucht man in seinem neuen Spielfilm vergebens. An ihrer Stelle herrscht nun ein […]

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Als man Fatih Akin nach dem Sensationserfolg von „Gegen die Wand“ (2005) zum /poeta laureatus/ des deutsch-türkischen Kulturaustauschs erklärte, hat man ihm offensichtlich nicht gerade einen Gefallen getan: Den aggressiven Trotz von „Gegen die Wand“, den hemdsärmeligen Dokumentarismus von „Crossing the Bridge“ sucht man in seinem neuen Spielfilm vergebens. An ihrer Stelle herrscht nun ein staatstragender, nüchterner Tonfall vor, dem man den Druck gewollter politischer Relevanz überdeutlich anmerkt. So presst Akin seine Bestandsaufnahme kultureller und politischer Verwerfungen zwischen Istanbul und Hamburg dann auch in eines jener schicksalhaften Episodennetze nach dem „Babel“-Strickmuster, die derzeit anscheinend zur Problemfilm-Grundausstattung gehören: Nejat, ein Germanistik-Professor mit türkischem Migrationshintergrund, reist nach Istanbul, um seine verschollene Stiefschwester zu suchen, die ihrerseits wegen politischer Verfolgung nach Hamburg flieht, wo sie Unterschlupf findet bei einer jungen Frau, deren Mutter wiederum… Die ausgefeilten Symmetrien und gegenläufigen Pendelbewegungen von Akins Drehbuch halten zwar bis ins letzte Drittel souverän den narrativen Spannungsbogen aufrecht. Glaubwürdig oder gar berührend ist die bedeutungsschwangere Zufallsakrobatik dieses sauberen, blassen Films aber kaum je.

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