Schönberg und Boulez gruselt es. Bei Aufgang wird Techno und Neue Musik zum elitären Dünkel. So nötig wie eine exotisch klingende Neurose.
Es ist erstaunlich: Auf Francesco Tristano war bisher Verlass. Mit „Auricle/On“ hat er 2008 ein Album veröffentlicht, das in einem ähnlichen Geist wie Oswalds und Craigs Bearbeitungen von Maurice Ravels Bolero die Ästhetiken von Techno und klassischer Musik einleuchtend verschmelzen konnte. Es liegt wohl am hypergenialischen Klavierspiel seines Partners Rami Khalifé, der sich nach einem unnachvollziehbaren Bauplan wild in die Tasten auskotzt. Immer wieder schüchtert so der Flügel das Ohr ein. Ganz anders jene Stücke, an denen minimale Piano-Texturen durch einen forschen Beat an die Hand genommen werden. Man hört, dass der dritte Teil des Trios, Drummer Aymeric Westrich, schon für Cassius Beats zurecht geklopft hat. Zwar gleichen auch diese Tracks tendenziell intellektuellen Übungen, Gehirnwindungselektro sozusagen, aber immerhin scheinen dabei die zwei sonst isolierten Gefäße Neue Musik und Tanzboden-Elektronik miteinander zu kommunizieren.