Die irische Ein-Mann-Band Villagers überlädt ihre Songs mit Ideen und allen Rechner-Soundbanken. Was großteils überfordert, ist in seinen lichten Momenten beängstigend gutes Songwriting.
Villager leiden unter dem Solo-Songwriter-Band-Syndrom – mit allen Vor- und Nachteilen. Immerhin lässt sich heute am Rechner jeder Sound beliebig einspielen, arrangieren und verschieben. Solo noch viel manischer als im Bandgefüge. Deshalb können die Studiobedingungen von heute dazu führen, dass man jedes Gefühl dafür verliert, ob da nun eine echte Band spielt. Das tut sie bei Bands mit fixer Besetzung natürlich auch im Studio oft nicht. Es wird sequenziert und geschnitten was die Bits nur hergeben. Heute ist alles Simulation. Aber die kann mehr oder weniger einleuchtend sein. Wenn ein Saxophon oder eine Steel Gitarre nur ganze fünf Sekunden im Song zu hören sind, spürt man, Villagers konnte das tun, musste aber eigentlich nicht. Der unbändige Ideenreichtum von Conor J. O’Brien findet oft keinen Halt, und außer seiner Stimme gibt es keinen Körper, kein Gesicht. Was den Song im Einzelnen unterstreichen sollte, verwirrt mitunter mehr.
Und dann kommt „Nothing Arrived“. Ein Hit, der sich zur Hymne aufschaukelt, der sein Thema variiert, aber nicht verliert, der mit Streicher neue Nuancen hinzufügt, Pathos steigert, den Refrain zuspitzt, plötzlich kunstfertig seinen Bass verliert und in einem einzelnen Sound kollabiert. Oh wow, das wäre also möglich. „Grateful Song“ kommt in die Nähe. Während der zweiten Strophe und der Coda entfernt sich das Leitthema schon merklich, dehnt die Grenzen des musikalisch Möglichen und lässt den Refrain wie einen Pfeil von der Sehne. Wenn nur alle Songs so brillant wären. Oder noch einer, oder zwei, dann wäre "{Awayland}" schon jetzt ein großes Album 2013.