Bank Job

Bankraub für die Queen
Wer braucht George Clooney, wenn Jason Statham Banken knackt? Mit Tempo, Seventies-Kolorit und einer abstrus wahren Geschichte empfiehlt sich „Bank Job“ als proletarische Alternative zur „Ocean’s“-Franchise.

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Zeitsprünge müssen anscheinend sein: In der ersten halben Stunde stolpert „Bank Job“ von einem Stelldichein in der Karibik 1970 ein Jahr vorwärts in einen schäbigen Gebrauchtwagenladen in East London und dann 3 Wochen zurück in ein Geheimdienst-Büro. Was an die oberschlau zersplitterten Puzzle-Dramaturgien bei Guy Ritchie („Snatch“) oder Steven Soderbergh („Out of Sight“) gemahnt, dient hier aber vor allem der Exposition einer reichlich verwickelten, einigermaßen verbürgten Räuberpistole aus den Annalen der britischen Kriminalgeschichte: Hinter dem Bankraub per Tunnel, den 1971 ein verschuldeter Autohändler (Jason Statham) mit einer Gruppe von Freunden plant und durchführt, stecken im Geheimen kronloyale Mitarbeiter von MI5 und MI6, die den Safeinhalt des kriminellen Black Panther-Aktivisten Michael X sicherstellen wollen: Sexfotos eines Mitglieds der königlichen Familie. Nach dem mehr oder weniger erfolgreichen Einbruch schnappen die aufgefächerten Handlungsstränge umso schneller zusammen. Nicht nur Geheimdienst und Polizei, sondern auch mehrere bestohlene Londoner Unterweltler sind dann hinter der Hackler-Bande her.

Regisseur Roger Donaldson („No Way Out“), seit den 80ern ein Handelsreisender zwischen Klassizismus und Oberflächenpomp, hat das kurvige Drehbuch von Dick Clement und Ian La Frenais nicht ohne Kamerawinkel-Kinkerlitzchen, aber dankenswert flott inszeniert. Seine Einbrecher sind keine smarten Spezialisten wie George Clooneys Truppe in Soderberghs „Ocean’s“-Filmen, sondern zuversichtliche Amateure, und deren hemdsärmeliges Ethos und Arbeiterklasse-Erdung übertragen sich angenehm auf die unprätentiös konzentrierte Unterhaltungsarbeit des Films. Sogar Tauch-Olympionike, Testosteronmodel und Guy Ritchie-Axiom Statham („The Transporter“) wirkt hier wie ein Normalsterblicher – und umso charismatischer. Über die Katerstimmung der frühen Siebziger erzählt Donaldson beiläufig, in versifften Halbwelt-Kulissen und unübersichtlichem Intrigengewirr: Ein denkbar desillusionierter Abschluss für jene Sixties-Trilogie, die Donaldsons mit dem Kubakrisen-Thriller „Thirteen Days“ (2000) und dem Roadmovie „The World’s Fastest Indian“ (2005) so zuversichtlich eröffnet hatte. Watergate steht schon vor der Tür.

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