Statt durchgekautem Electro-Revival à la Brazilectro liefert Soul Jazz authentischen Bossa Nova mit einer Fülle an Klassikern.
Fahrstuhlmusik sagen die einen, revolutionäre Musik der Moderne meinen die anderen. Die Rede ist vom Bossa Nova. Sanfte Stimmen, akustische Gitarren und der unverkennbare Clave-Beat zeichnen ihn aus. Als Anfang der 1950er Jahre die amerikanischen Jazzer mit lateinamerikanischen Rhythmen experimentierten, setzten sich gleichzeitig auch die brasilianischen Musiker mit dem Jazz aus dem Norden auseinander: Bossa Nova war geboren. 1964 war der Höhepunkt und auch das vorzeitige Ende der Ehe aus Samba und Cool Jazz, als Panzer durch Rio de Janeiro rollten und die Militärdiktatur fortan alles Kritische der Zensur unterwarf. Gilles Peterson und Stuart Baker von Soul Jazz Records nahmen sich der brasilianischen Folklore an und bieten mit „Bossa Nova and the Rise of Brazilian Music in the 1960s” einen schönen Einstieg in die Musikhistorie. Passend dazu erscheint ein Hardcoverbuch mit hunderten LP-Covern aus dieser Zeit. Die CD enthält Standards wie „Birimbau”, „Samba Blim” und „Canto de Ossanha”. Fehlt nur noch das Cocktailschirmchen im Glühwein.