Brando

Ähnlich wie am Cover ihres Debüts "Eat Skull" zieht es Mile Me Deaf auf dieser EP zu Beidem: Rosa Zuckerwatte im Prater und abgestandenem Bier im Underground. Hopfen und Schmalz treffen sich irgendwo dazwischen.

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Wolfgang Möstl ähnelt mit blondem Haare nicht nur optisch Kurt Cobain, auch wie und was er in den letzten Jahren veröffentlicht hat, erinnert stark daran wie Sub Pop, Ende der 80er Jahre auf die Marke "Underground" gesetzt hat. Nehmen wir zum Beispiel sein Bandprojekt Mile Me Deaf: Das Trio soll ja bekanntlich bereits seit einer Dekade bestehen, blieb aber dank unregelmäßigem Line-Up und unüblichen Tonträger-Releases weitgehend unbekannt.

Der vor einem Jahr erschienene Longplayer "Eat Skull" stellte das erste Debütalbum nach unzähligen Demos, Kassetten und Compliations: Gefüllt mit wenig massenkompatibler Noise-Musik. Nach einer auf Fettkakao und Siluh veröffentlichten 7-Inch wurde man mit diesem Studio-Album erstmals zugänglicher, ohne dabei jedoch auf das LoFi zu verzichten. Soll heißen: Einerseits waren die Songs schon sehr nahe am Schrammel-Rock einer frühen Dinosaur Jr. oder Sonic Youth Platte, andererseits wanderte man mit Singles wie "Wild at Heart" dann doch sehr andächtig durch schnulzige Romantik und NDW Pop.

Und jetzt: Brando. Eine Vier-Song EP dessen Rohmaterial zwischen Sex Jams Aufnahmen und "Eat Skull" entstanden ist: Die erste Nummer macht dort weiter, wo man mit dem Debüt anzudocken versuchte: Bei melodiösem LoFi-Pop. Ebenso ins Ohr geht die Sex Pistole ähnliche Nummer "Sometimes a man needs to be a human" oder der Singer/-Songwriter von "Homebound and Secure". Konträr dazu hört sich "I thought I could remember" wie die pubertäre kleine Schwester im ausgewaschenen Bikini-Kill Shirt: Knappe zwei Minuten wühlt man orierntierungslos im Noise-Sumpf und klingt dabei so unzugänglich wie Sonic-Youth in ihrer Gründungsphase. Perfektionspessimismus? Angesichts der restlichen Songs und dem grandios nachgestellten Leonard Nimoy am Cover dann doch mehr als das.

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