Vom Ich-Erzähler weiß man keinen Namen und auch sonst sieht es mit Informationen eher mager aus.
Die surreale Fantasie scheint sich zwischen Traum und Wirklichkeit abzuspielen, angesiedelt an deinem Nicht-Ort der Zukunft, wo Tod und Leben ineinander übergehen und eine unnatürlich blasse Bedeutung haben. Ohne instinktives Moralgefühl spricht das Kind vom Sterben und Morden. Wie Leben entsteht ahnt er nur leise oder gar nicht. In schaurig-schönen Bildern sieht er die Welt: bei einem Menschen erkennt man, dass er krank ist, wenn sich viele Fliegen auf ihn setzen und das Nachbarsmädchen bekommt plötzlich einen dicken Bauch und führt im Garten verstört Selbstgespräche. „Vielleicht verdienten wir auch etwas Besseres als die Wahrheit, vielleicht verdienten wir sogar etwas Schöneres als den Tod.“ Tabuthemen werden gestreift, von ihnen aber nicht als solche wahrgenommen, was stimmungsmäßig dumpf an Wedekinds Frühlingserwachen erinnern lässt, diese kindliche Naivität in den Vordergrund rückt und das Buch zu einem Kinderbuch für Erwachsene macht. Stavarič, der gelegentlich auch Kinderbücher für Kinder verfasst, schafft es, dem Leser die kindliche Wahrnehmung zu vermitteln. Gleichzeitig aber entsteht durch die rare Schilderung örtlicher und zeitlicher Umstände auch ein Graben zwischen Leser und Protagonist. Die Siedlung ist fest zwischen Schluchten und Bergen abgeschottet von jeglicher Zivilisation. Die Bewohner sind gefangen in einer abgekapselten Gemeinschaft seltsamster Art. Nicht nur die Kinder erschaffen sich selbst eine Welt voller Rituale und Sitten, so beispielsweise die Titel gebenden »Brenntage«. Als das ganze Dorf abbrennt und die Bewohner, angeführt vom Onkel, in die Minen umziehen, verliert sich der Roman endgültig in einem surrealistischen Erzählstrudel. Ein schillerndes Fabelbuch voller Geheimnisse und düsterer Naturverbundenheiten, das auf der zweiten Spur vom Krieg in vergangenen Tagen, Geistern und der Unterwelt der Minen erzählt.