Cache

Der gut gelaunte Francis ist erwachsen geworden und hat dabei viel Synthpop, Kraut und Psychedelia konsumiert. Mit mutigem Tellerrandland-Pop feiert man die Elektrifizierung der Gitarrenband mit.

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Wie ist das eigentlich mit gutem Indie-Pop im Jahr 2013? Entweder er fährt die ewig gleiche Schiene weiter, wie sie im Jahr 2001 unzählige britische »The«-Bands eingeschlagen haben, oder er modernisiert sich und liebäugelt mit anderen Stilen und Einflüssen. »Cache« ist ein Paradebeispiel eines Albums, das sich dem Elektrifizismus verschrieben hat. Das gelingt dem Quintett mit 80er-Avancen, programmierten Drum-Beats, flirrender Elektronik und flächigen Keyboardklängen großteils, nur schwimmt dieser Sound auf der international präsenten Hype-Retro-Welle mit. In einer Zeit, wo Daughter, Esben And The Witch oder Depeche Mode die steilsten Wellenreiter im Pool sind, besteht die Gefahr, einfach so unterzugehen.

Ist das denn schlimm, sich so anzupassen? Nicht wirklich, denn zumindest war atmosphärischer Shoegaze gepaart mit dezenter Beat-Maschinerie noch nie erfolgreicher. Man denke an The XX, James Blake, Austra oder Melody Echo Chamber. Francis kann das auch und dafür elektrifizieren sie sich. Passend zu dieser musikalischen Wende ist die Stimmung, die diese elf Songs trägt: Mysteriös, dramatisch, trocken, geisterhaft, ja sogar beklemmend. Das ist neu: Der Vorgänger »Into The Woods« war ein durchwegs optimistisches Album: Stakkato-Riffs, Pop-Refrains, Fotoautomaten-Streifen auf der Wäscheleine und dazu ein einziges Versprechen: »The Worst Is Over«.

»Cache« ist wie der Kater danach geworden. Gegrübelt wird darüber, wie eine Gitarrenband im Jahr 2013 noch spannend und neu klingen kann – mit altem Instrumentarium, aber großzügigem Blick über den Tellerrand, mit magischer Atmosphäre und gut arrangiertem Minimalismus. Detailverliebt und introvertiert flüstert man traditionellem Indie-Pop etwas zu: So zeitlos und unbeschwert zu klingen, als würde man irgendwo im Universum schweben. Dass das die internationale Popszene oft zu hören bekommt, stört nicht. Francis flüstert irgendwie anders.

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