Cavern Of Victory

Erynnia
Cavern Of Victory

In den Tiefen des Ichs

Die Linzerin Erynnia erschließt mit ihrer zweiten EP „Cavern Of Victory“ akustische Wege der Selbstwahrnehmung und nimmt den Zuhörer auf ihre Reise ins Unbewusste gleich mit. Ein beeindruckendes Experiment.

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Hinter dem Pseudonym und audiovisuellen Gesamtkonzept Erynnia verbirgt sich die polnischstämmige Filmemacherin, Musikerin und Visualistin Dorota Wojenska, die nun schon seit 2003 ihre Gefühls- und Gedankenwelt in außergewöhnliche Songs projiziert. Eher der Vocal-Richtung einer Kate Bush oder eines Mike Patton, denn der klassischen Singer/Songwriter-Gangart verpflichtet, experimentiert sie auf „Cavern of Victory“ mit vielstimmigen Klangbildern und einer meist elektronischen, ohne Begleitband fabrizierten Instrumentierung, die den düsteren Hintergrund bestimmt. Dabei gelingt es Erynnia, nicht nur an der Oberfläche Emotionen hervorzurufen, sondern ermöglicht dem Hörer, sich der Musik ganz und gar hinzugeben, gewissermaßen in sich selbst hineinzuhören. Manchmal sind die Eindrücke, die dabei entstehen so ausgeschmückt und detailreich wie in den Bildern von Hieronymus Bosch, manchmal so intim und reduziert, dass das Gefühl bleit, man wäre ganz alleine auf dieser Welt. Die Texte fügen sich nahtlos in das Gesamtkonzept ein und kunden von intimsten, unbewussten inneren Ängsten, Träumen und Begierden. „Auto-Exorzismus“ könnte man das auch nennen. Assoziationen zu anderen Künstlern fallen indes aufgrund der Eigenständigkeit des Songmaterials schwer. Irgendwie geistert aber als möglicherweise tauglicher Vergleich ständig das aktuelle PJ Harvey-Album in meinem Kopf herum (nur, dass man Erynnia zugestehen muss, schon lange vorher so geklungen zu haben).

Ein besonderer Anspieltipp sei hier auch nicht verschwiegen: „Bitterböse“, ein wahnwitziges Stück Musik zwischen dem psychotischen Ausbruch einer Panikattacke und irrealer Schönheit. Kältester Entzug und höchster Rausch in einem. So ähnlich muss wohl die Musik am Ende der Zeit klingen.

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