Channel 8

Träum was Schönes

Andrea Maria Dusl taucht in ihrem zweiten Roman »Channel 8« tief in Traumwelten. Sprachgewaltig versucht sie dabei ungewohnte Blicke auf Realitäten zu schaffen. Und verwebt und verschmilzt dabei alles, was ihr an Erzählsträngen so unterkommt. Rätselhaft schön – enigmatisch verwunderlich.

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Die Multi-Künstlerin Andrea Maria Dusl, bekannt durch die Rubrik »Fragen sie Frau Andrea« in der Wiener Stadtzeitung /Falter/, sowie als Filmemacherin und Zeichnerin, hat nach »Boboville« ihren zweiten Prosa-Streich vorgelegt. In diesem geht es mitunter parapsychologisch (nicht zu verwechseln mit esoterisch) zu. TV-Korrespondent Valentin, ansässig in Paris, kann Nachrichten bereits vor deren tatsächlichem Eintreten empfangen. Die Nachrichten stammen aus St. Petersburg und spielen sich rund um eine Rabaukengang und deren »Königin der Diebe«, der Künstlerin Anastasija, ab. Wie sich heraus stellt, kann auch sie Valentin »empfangen«. Eine intensive Russland-Reise beginnt.

Mutet romantisch an? Jedenfalls ist der Roman nicht langwierig. Denn obwohl »Channel 8«, so heißt der Sender, bei dem Valentin arbeitet, von Außen als Liebesgeschichte getarnt ist – ein Aspekt, den die Autorin im Text selbst sehr dezent verarbeitet – und auch dramaturgisch auf eine Auflösung dahingehend abzielt, ist Dusl die inhaltliche Beackerung des »luzider Traum«-Phänomens wichtiger. Darunter versteht man eine Technik, bei dem dem Träumer bewusst ist, dass er träumt. Die individuellen Ziele des luziden, klaren Träumens variiert von Kulturkreis zu Kulturkreis. Fest steht aber, dass eine gewisse Kontrolle von Trauminhalten erreicht werden kann. Für die Recherche von Channel 8 hat Dusl das auch selbst ausprobiert, es dann aber – da auf Dauer zu spooky – wieder sein lassen.

Insbesondere überzeugt »Channel 8« neben der spannenden Story, die mitunter an philosophische Spiegel-Handlungen wie »Sofies Welt« und »Stranger Than Fiction« erinnert, jedenfalls durch die gehaltvolle Sprache der Autorin, die es versteht den Leser mittels schlau gewählten Eckpfeilern bei der Stange zu halten. „»Jede Klarheit, die der Text leistet, ist beabsichtigt, jede Unklarheit ebenso. Der Text enthält Rätsel und Anspielungen, Metaphern und Gleichnisse. Auf mehreren Ebenen. Realität ist nicht absolut, sondern ein Messvorgang«, so Dusl. Wenn auch an manchen Stellen ein wenig dick aufgetragen wird (die Welt hinter dem Auge als »Innerstes«), so überwiegen letzten Endes sowohl atmosphärische Dichte, als auch temporeiche Wendungen und die künstlerische Raffinesse des Romans.

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