Polka, Garage, Barockpop: Aus den unterschiedlichsten Musiken bauen Agent Ribbons etwas, das zumindest interessant ist. Sehr interessant sogar.
Die US-amerikanische Varietétruppe Agent Ribbons kramt, was die Plattenkiste hergibt: Einflüsse von Nina Simone bis Velvet Underground, von Sleater Kinney bis The Zombies verwertet das Damen-Trio auf seinem zweiten Album. Der Sound ist in schaurig-schönen Retrotönen gehalten, zwischen betörendem 60s-LoFi-Folk, traumwandlerischem Barockpop und verführerisch-melancholischem Ennui mit Garagenrock-Einschlag. Auch visuell spielen die drei mit alten Werten: Das Booklet ist für die heutige Zeit überraschend gut bestückt, zum Lied „Dada Girlfriend“ haben sie eine Stummfilm-Hommage gedreht. Sängerin und Gitarristin Natalie Gordon, Drummerin Lauren Hess und Naomi Cherie, die am zweiten Album das Instrumentarium um Violine und Cello ergänzte, gelingt ein ums andere Mal eine Gratwanderung, dort wo triefender Kitsch, dreckiger Blues und klirrender Garagensound aufeinander prallen.
„I’m Alright” ist Garage in seiner dreckigsten und minimalistischsten Ausprägung, durchzogen von bruchstückhaften Gitarrenriffs und beständigem Klatschen, „I’ll Let You Be My Baby“ ist eine kabarettistische Polkanummer, die mit einem verführerischen Akkordeon startet und auf einen ungenierten Chorus zusteuert („I’ll let you be my baby. […] It’s not because you’ve got any money; You’re good in bed, enough said”), „Born to Sing Sad Love Songs“ kommt sensibel und hoffnungslos romantisch daher. Die Texte sind witzig und klug, Natalie Gordons Stimme einnehmend, die Instrumentierung vielfältig und überraschend – von den Ladys dürfte und will man noch mehr hören.