Es geht um Leiden, um die kleinen Tode des Alltags, um Hass, Stress, Tränen, Ekel und Langeweile. Alles mitten über einem Dancefloor-Beat.
… und weil wir in der Zeit leben, in der wir leben, passt es besonders, dass diese Kritik des lähmenden Alltags, ausgerechnet inmitten des Systems passiert, also auf Trance-Flächen, Bassdrums und mit Raps gewürzt. Stromae heißt der nachdenkliche und sympathische Herr, der sich den Sommer über mit einem reservierten Lächeln durch die Rohre der Industrie heizen ließ; so gesehen etwa bei einem flüchtigen PR-Live-Auftritt in der Wiener Passage. Mit „Alors on danse“ schrieb der 25-jährige Belgier mit ruandischem Vater die erste französische Nummer Eins der deutschen Charts seit 1988. Mit kurzen Clips aus seinem Heimstudio hatte Stromae erste Aufmerksamkeit erregt, ein ziemlich großartiges Video dürfte dem Song aber endgültig bis ganz nach oben geholfen haben. In zwei quer geteilten Bildhälften übersetzt sich der Text in klar verständliche Szenen: beschissener Bürojob, Scheidung, Schwindel, Probleme, die in der Bar um die Ecke begossen werden. Also tanzen wir. Genau das meint übersetzt: alors on danse. Aber auch sonst bringt Stromae auf „Cheese“ die Götter, Zweifel und die Krise in drei Zeilen unter ohne dass das peinlich wird; fügt am Ende noch an, dass er auf die Toten mit einem Lächeln feiert. Das zeigt das Spektrum dieses vermeintlichen Party-Harlekins. Mit dem Album hat er ein Stück Systemkritik in den Rachen unsren Konsumrauschs geworfen. Ja, es schmeckt herrlich und liegt dann ordentlich im Magen.