A.R. Kane sind ein seltsame Singularität inmitten der Achtziger. Dream Pop, Sampling, Shoegaze und sogar House verknoten sich auf dem Best Of des Duos aus East London.
A.R Kane waren ihrer Zeit weit voraus – Was lange Zeit viel zu wenige Leute wussten. Heute stehen sie brav auf Wikipedia, der Begriff Dream Pop wurde immerhin für sie erfunden und ist seither eine wiederkehrende Größe in der Indie Rock-Geschichtsschreibung. Ein Song wie „When You’re Sad“ von 1986 nimmt allerdings mehr als nur das vorweg. Die verwaschenen Gitarren, das mechanische Schlagzeug, der süße Noise und die Spuren von Dampf waren genau das, was andere Jahre später zu Shoegaze formten (Ride, Slowdive, My Bloody Valentine). Der Sound war bei A.R. Kane schon da. Komplett. Ausformuliert. Pioniere. Verkannte Vordenker. Ein Skandal.
Die einzige Schwäche des Duos aus East London war aber wohl nicht ganz unwichtig: Songwriting. Wo andere unter den verwundeten Farben ganz simple Songs versteckten, Beat und Melodien einfach strickten, experimentieren A.R. Kane und dachten um die Ecke. „Baby Milk Snatcher“ schichtet etwa mehrere Stimmen über einem Dub-Bass und windet sich um einen Refrain herum. „Haunting“ ist ein Trugschluss, ohne Anfang und Ende, wie eine Treppenszene von MC Escher. „Up“ ist ungewöhnlich untanzbar und ohne Ankerpunkt. Das hatten die Zeitgenossen The Jesus & The Mary Chain bittersüßer und eingängiger hinbekommen. Trotzdem wundert es warum A.R. Kane nicht schon früher wiederaufgelegt wurden. Immerhin gab es ein Shoegaze-Revival und Chillwave, die ähnlich gern mit Wassermetaphern tanzten. Wie sehr das Duo tanzen konnte, bewiesen beide nicht nur mit ihrem zweiten Album „i“, sondern auch mit dem unverhofften Welthit „Pump Up The Volume“, einer eigentlich schwierigen und einmaligen Kollaboration mit den Labelkollegen von Colourbox. A.R. Kane steht so in mehrfacher Hinsicht an einer essenziellen Gabelung der Musik der Achtziger, eine, die man zwar kennen sollte, aber nicht oft benutzen muss.