Zum ambientös-dronigen Wall of Sound aufgeblasenr Baustellenlärm für Freunde der kopflastigen Konzeptkunst.
Der Deutsche Dirk Dresselhaus ist schon seit den späten 80ern musikalisch aktiv. Zuerst in Indie-/Noiserock und Pop-Bands, später produzierte er solo als Schneider TM – auf seiner ursprünglichen Ausrichtung aufbauend aber verstärkt der Elektronik zugewandt – Electro-Pop und Indietronica, aber auch experimentelle elektronische Klangkunst slash Neue Musik.
„Construction Sounds“ ist Letzterem zuzuordnen, besteht die Platte doch aus bearbeiteten Field Recordings von Baustellenlärm mit dem Dresselhaus im Rahmen des Gentrifizierungsprozesses in seiner unmittelbaren Nachbarschaft am Prenzlauer Berg in Berlin sieben Jahre lang konfrontiert war. So stark, dass es auf seine Arbeit abgefärbt hat und dann sogar selbst Inhalt seiner Arbeit wurde. Das Rattern, Rauschen, Sägen, Bohren, Hämmern und Splittern wurde bearbeitet, verfremdet, einiges das von Dresselhaus – beeinflusst von der Lärmkulisse – selbst erzeugt hat, wurde hinzugefügt.
Manchmal sind die einzelnen Elemente, die diese dichten Soundscapes ausfüllen erkennbar, oft verdecken sie einander oder verschwinden in der Studiobearbeitung. Dresselhaus legt explizit Wert darauf, dass die Geräusche der Baustellen selbst die Musik sind, und dass es sich nicht um schnöden „Industrial“ handelt. Ob man sich darauf einlässt und versucht die Schönheit in der Kakophonie zu ergründen ist eine Frage der Grundhaltung gegenüber abstrakterem (oder in diesem Fall eigentlich sogar „konkreterem“) Material. Die repetitiven Arbeitsabläufe der aufgenommenen Klangquellen geben mitunter eine Struktur vor, die meditative Wirkung entfalten kann, und streckenweise klingt der Geräuschwall nicht unangenehm. Wer also auf Dronesounds oder meditativen Ambient geeicht ist, wird sich hier einklinken können. Wer auf den akademischen Background steht, tut sich noch leichter. Da tun sich – wie immer bei Material das die gewohnten Harmonik- und Strukturpfade hinter sich lässt – ein Haufen Fragen auf. Aber man will ja nicht „außenstehend“ sein und unqualifizierte Fragen stellen. Riskant.
Interessant ist die Platte auf jeden Fall. Jetzt muss man nur noch einen Grund finden, sie sich öfter als einmal anzuhören. Aber vermutlich geht es bei der Art von Musik mehr darum das sie gemacht wurde, als dass sie tatsächlich gehört wird.