Crécy

Rittertum und ritterliches Verhalten dürften, zumindest laut Warren Ellis, keine besonders britische Angelegenheit sein. Um das zu veranschaulichen – und vielleicht auch einfach um dem Stereotyp des kauzigen, schwarzhumorigen, arroganten Inselbewohners gerecht zu werden – wirft Ellis in einem weiteren Teil seines Apparat Projekts (mehr dazu unter www.avatarpress.com/apparat/) einen Blick auf die Schlacht von Crécy […]

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Rittertum und ritterliches Verhalten dürften, zumindest laut Warren Ellis, keine besonders britische Angelegenheit sein. Um das zu veranschaulichen – und vielleicht auch einfach um dem Stereotyp des kauzigen, schwarzhumorigen, arroganten Inselbewohners gerecht zu werden – wirft Ellis in einem weiteren Teil seines Apparat Projekts (mehr dazu unter www.avatarpress.com/apparat/) einen Blick auf die Schlacht von Crécy anno 1346. Dort wurde eine der größten Schlachten des Hundertjährigen Krieges ausgetragen, eine Schlacht, die von etlichen Historikern, als das Ende des Rittertums und der Anfang moderner Kriegsführung betrachtet wird. Ellis wäre nicht Ellis und Apparat nicht Apparat, wenn das Endergebnis ein simpler Rittercomic wäre. Nichts da! Gebrauch machend von der Comic Book Eigenschaft Wort und Bild /non sequitur/, also ohne direkten Zusammenhang, oder zumindest mit getrennten Perspektiven, Zeiten und Inhalten anzuordnen, lässt Ellis William of Stonham, einen fiktiven Langbogenschützen der britischen Armee von den Ereignissen berichten. In erstaunlich detailreichen Zeichnungen von Raulo Caceres durchbricht der Charakter die Vierte Wand, erzählt dem Leser von Politik und Strategie während die Armee unter Edward III. nach Crécy marschiert, verfolgt von Philip VI. von Frankreich und dessen zahlenmäßig überlegener Streitmacht. Ellis lässt keine Gelegenheit aus, um den „british bastard“ in Form von William und seinen Kameraden darzustellen. Fluchend und mit Vorurteilen um sich werfend, nicht auf den Kopf gefallen, aber respektlos – mit dem Höhepunkt der zwei hochgehaltenen, berühmten britischen Finger und dem Satz: „I can kill you from three hundred yards away with these.“ So löst sich also Ellis von den Traditionen der historischen Erzählung in vielerlei Hinsicht, ist dabei auch noch provokant. Was würden wir ohne Warren Ellis bloß tun?

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