Über weite Strecken eher stereotype aber wohl gerade deshalb so real wirkende Grime-Stresserei mit ein paar interessanten Ausreissern.
Der anfängliche Hype unter Spezialisten und der spätere totale Mainstreamoverkill von Dubstep haben viel Aufmerksamkeit von Grime abgezogen. Obwohl es mit Vertretern wie Dizzee und Wiley eine Zeit lang so ausgesehen hat, als wäre der weniger nerdige und durch Vocals geerdete Bruder von Dubstep, derjenige, der die Nase vorne behalten würde. Dann kam überraschenderweise doch alles anders. Außer auf der Insel selbst ist Grime in seiner Reinform kein wirklich großes Thema mehr. Daran wird auch Terror Danjahs zweites Album das er wieder auf Hyperdub herausbringt, bei allen seinen Qualitäten, nichts ändern.
Die genretypischen, hektischen und – bei allem Druck – nicht rasend originellen Sounds und Samples (überstrapazierte Synthbässe und Orcherterhits) hinterlassen, wenn sie instrumental bleiben, ein wenig den Eindruck von Unvollständigkeit, weil man immer drauf wartet, dass jemand in einem Mordstempo große Töne dazu spuckt. Auch die Tracks mit MCs (Rico Dan, Mayhem, Deadly, Saf One, Trim, Kossie) sind nur sehr guter Durchschnitt – was auch vollkommen reicht, um Assoziationen mit machoider Straßenhärte in die Köpfe der Hörer zu zaubern.
Wirklich interessant wird es dort wo Terror Danjah seine Skills in anderen Bereichen nutzt. Etwa beim fast schon fröhlich swingenden „Full Hundred“, das in einem relaxteren, niedrigeren Geschwindigkeitsbereich angesiedelt ist, und bei dem er mit Handclaps und gesampleten funkigen Livedrums arbeitet. Oder bei dem leicht amerikanisch anmutenden, etwas öligen R&B-Entwurf „You Make Me Feel“. Sowie beim minimalistischen „Delicately“, bei dem auf bratzige Synthbässe verzichtet wird, und das mit souligem Gesang und Geschwindigkeitswechseln aufwarten kann. Da sondiert jemand seine Möglichkeiten für die Zukunft.