Die Erzähler wenden sich häufig eingangs an den Leser, während die geschichtszentralen Objekte blitzartig auftauchen. Loschütz erweist sich in diesem Erzählband als ein formidable Fesselungskniffe anwendender Meister des Spannungsaufbaus, wie auch die offenen Enden Bilder evozieren, die sich im Sog der nächsten einmengen. Seine Geschichten sind oft dunkel, einige erotisch geladen, ohne die sich in […]
Die Erzähler wenden sich häufig eingangs an den Leser, während die geschichtszentralen Objekte blitzartig auftauchen. Loschütz erweist sich in diesem Erzählband als ein formidable Fesselungskniffe anwendender Meister des Spannungsaufbaus, wie auch die offenen Enden Bilder evozieren, die sich im Sog der nächsten einmengen. Seine Geschichten sind oft dunkel, einige erotisch geladen, ohne die sich in Niederlagen mit Melancholie oder verzweifelter Authentizität vor Panik schützenden Protagonisten zu entblößen. Sie beginnen mal lapidar mit Spargel, dann mit Suizid, und spinnen leises Grauen über erste Verliebtheit, Ehedramen, Neidzerfressene in fremdem Glück oder in Videokabinen der Selbstamputation Harrende. Libellenzarte Hände begehren antiquarische Portraits, grobschlächtige Restauratoren verlieren Fingerkuppen – die Individuen in den beobachtungszeitlosen wie deutsche Aktualität nachzeichnenden Geschichten gelangen kaum zu Nähe. In einer der längsten tauchen eine devote Meinhof und eine herrische Ensslin nach der Baader-Befreiung unter, Paranoia spannt sich auch über „Nacht und Leute“. Der Band ist ein weit offenes Fenster in das abgründige Universum hinter den Scheinroutinen des sozialen Alltags.