Das weiße Band

„Eine deutsche Kindergeschichte“ nennt Michael Haneke seinen neuesten Film, den er kurz vor dem Ersten Weltkrieg in einem protestantischen Dorf ansiedelt und der nichts von jener unschuldigen Harmlosigkeit hat, die der Untertitel behaupten möchte.

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In klarem Schwarzweiß und mit ruhigem Kamerablick verfolgt „Das weiße Band“ den Jahreszyklus einer Bauerngemeinde, deren Leben nicht nur von harter Feldarbeit, sondern auch von der strengen Herrschaft des Barons, den Moralvorstellungen des Pfarrers und der Dominanz des Doktors geprägt ist. Haneke versteht es mit subtiler Präzision, die Unausweichlichkeit dieser patriarchal-autoritäre Gesellschaftsordnung in jeder noch so unscheinbaren Alltagsszene fest zu machen. Es sind naturgemäß die Kinder, die am meisten zu leiden haben, jedoch (sonst wäre es kein Film von Michael Haneke) nicht lange an ihrer Opferrolle festhalten. Strafe, Gewalt und Schuld werden zu Tendenzen, die von allen Seiten ausgehen können und somit nicht nur ein kleines Dorf in Norddeutschland betreffen, sondern ein ganzen Land, das schlussendlich die Entwicklungen und Geschehnisse der darauffolgenden (mindestens) 30 Jahre geprägt hat.

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