»Am falschen Ort« ist ein grafisches Experiment, bei dem es Brecht Evens meisterlich gelingt, eine Graphic Novel in Aquarelltechnik umzusetzen – in einer fantastisch lebendigen, stimmungsvollen und detailreichen Form, in der die Nuancen sozialer Situationen ebenso eingefangen werden wie die dichten Atmosphären der Schauplätze.
Zugleich ist »Am falschen Ort« eine Reflexion über die »Ökonomie der Aufmerksamkeit«, die unsere Gesellschaft durchdringt und tut dies in der Gegenüberstellung zwei sehr unterschiedlicher Freunde: Gert und Robbie. Gert ist unscheinbar, unzufrieden mit seinem Leben und blickt träge in eine Zukunft, die für ihn keine Überraschungen mehr bereitzuhalten scheint. Robbie, der Tanzclubbesitzer, ist hingegen voller Lebenslust und Ungeniertheit – ein von allen bewunderter Lebemensch. Gert scheint dazu bestimmt, sich immer »am falschen Ort« zu fühlen, während Robbie immer genau richtig ist. Nach einer langweiligen Wohnungsparty und einer berauschenden Clubnacht wissen wir etwas mehr über die beiden – und verstehen vielleicht, warum am Ende einer nicht springen kann – und vielleicht auch, warum das gut sein könnte. Denn der Ort bleibt der falsche: die falsche Bewährungsprobe vor den falschen Menschen.