Sanft entrückte, aber ein wenig leidenschaftslose Krautrockerei als Bildungsbürgeralternative zur eskapistischen Clubabfahrt.
In der Nische kann man sich`s schön gemütlich machen. Wenn die Pfade, die man beschreitet, von Anfang an abwegig genug sind, werden sich auch im 18. Jahr des Bandbestehens nur die allergrössten Klugscheisser erdreisten, einem mangelnde Innovationsbereitschaft vorzuwerfen. So lange werkeln Kreidler nämlich inzwischen schon an ihrer postrockistischen Weiterführung des Krautrockerbes. Gitarre, Bass, Schlagzeug und diverse Elektronik- und Effektspielereien kommen wie gehabt ganz ohne Singerei oder ablenkende Inhalte aus, genügen sich selbst, kreisen repetitiv mantra-artig um eine simple musikalische Grundidee, um die herum dann variiert, aufgebaut und aufgetürmt wird. Das ist mit heiligem Ernst eingespielte Kopfmusik, Intellektuellendisko als Alternative zur eskapistischen Clubabfahrt (und ohne die Gefahr das man dabei seine Brille verliert!), oder wenn einem richtiger Psychedelik-Rock zu hippieesk ist. Den dahinterstehenden musikgeschichtlichen und theoretischen Ballast muss man jetzt nicht unbedingt präsent haben, es ist aber doch irgendwie beruhigend und schön für das Bild, das man als typischer Konsument aus der Ecke von sich selbst hat, zu wissen, dass er da ist.
Ganz konkret gesprochen fehlt aber – bei aller sanften Entrücktheit die hier vorherrscht – ein wenig das Geheimnisvolle und Irrationale, das diese Art Sound sonst so interessant macht. Dafür ist das alles nämlich ein wenig zu sauber und ordentlich eingespielt und aufgenommen, sind die Synthsounds nicht originell genug ausgewählt und wirkt alles zusammen ein wenig zu geplant. Hier gibt es keine wirklich überraschenden Wendungen, keine allzu ausgeprägte Tiefe, keine theatralischen Übertreibungen oder Entgleisungen. Bieder halt. Aber eigentlich klangen Kreidler ja immer schon so.
