Die Journalistin und Sozialaktivistin hat sich in ihrem dritten Roman des Phänomens in Italien gestrandeter Roma und verschwindender Zirkusse angenommen. Ausgangspunkt waren Recherchen in italienischen Camps, in denen Balkankriegsflüchtlinge auf Roma anderer Länder trafen.
Der in Ungarn geborene Gerüstbauer Branko Hrabal wird gleich zu Beginn des Romans im Camp zwischen Fabrikruinen und Autobahnring unschuldig in einer Fehde dahingemetzelt. Dennoch ist es seine Erzählstimme, die weiter durch diesen Elendstrabanten führt und Brankos Bemühen um die dort lebenden Kinder zeigt. Ihnen, die ohne Schule und übliche Standards aufwachsen, bringt er die Geschichte des Zirkus dar, den einst sein Großvater betrieben hatte, ehe die Nazis ihn und alle Artisten im KZ ermordeten. Einzig Brankos Vater überlebte, doch dieser verschwieg seinem Sohn die Familiengeschichte. Als Branko seine Herkunft dann doch erfährt, rettet er die Zirkusbestände von einem damaligen Kollaborateur und verzaubert mit diesen den tristen Alltag der Kinder. Das Phantastische in Gestalt der Zirkusschilderungen und animierten Kinderaugen konfrontiert die Autorin mit nüchternen Bestandaufnahmen des Barackenlagers, in der sanften Stimme ihres Protagonisten oszillieren Kraft und Poesie, Verletztheit und Selbstbestimmtheit. Ein anrührendes wie engagiertes Buch über eine Bevölkerungsgruppe, die gerade in Italien und Ungarn immer wieder attackiert wird.