Der kleine Christian

Blutch schildert in mehreren Episoden die Kindheit von Christian im Frankreich der 70er Jahre: einfühlsam, humorvoll und vor allem aufrichtig.

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Blutch greift universelle Kindheitsthemen auf und verleiht ihnen durch seine autobiografisch inspirierte Figur einen authentischen Ausdruck. Christian ist ein fantasievoller Junge, der die Unmittelbarkeit seiner frühen Kindheit bereits hinter sich gelassen hat. Er beginnt, ohne es zu wissen, nach sich selbst zu suchen. Auf dieser Suche braucht er aber noch die helfende Hand der Fantasie. Christian geht in seinen Fantasien und Tagträumen auf – er identifiziert sich absolut mit seinen Helden aus Krimis, Western und Abenteuer-Comics (primär mit John Wayne, Alain Delon und Lucky Luke). Blutch gewinnt der Unvereinbarkeit zwischen fantastischen Selbstentwürfen und Alltagsrollen natürlich einiges an Humor ab. Die starke Identifikation und die inneren Dialoge zwischen Christian und seinen Helden werden zeichnerisch virtuos umgesetzt. Blutch erzählt mit viel Charme und komponiert seine Seiten aber auch gerne wie ein entfesselter Freejazzer: feurig, dynamisch, poetisch und trifft dabei stets den genauen Erzählton. Die größte Ambivalenz, die Christian zu durchstehen hat, ist seine erste große Liebe. Auch hier muss die Fantasie nachhelfen, um möglichst viel aus relativ wenig zu machen. Aber kann man sich einen besseren Ratgeber in Liebesangelegenheiten wünschen als Marlon Brando? Blutch fängt die Probleme und Freuden der Kindheit sehr facettenreich und ungezwungen ein, macht dadurch das kindliche Erleben wieder erfahrbar und gibt dazu den Lesern noch genügend Raum sich selbst wieder zu finden. Ein Kleinod.

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