Noch 25 Jahre nach dem Ende der Mordserie in einer Pflegestation – wir dürfen jene von Lainz assoziieren – beschäftigt sich Hector obsessiv mit dem Tod seiner Großtante Helene, seinem Trauma neben den Leiden in einem Internat.
Von Helene wie auch deren Mörderin betreffenden Onanievorstellungen sowie Angst um die Wahrheit gequält, kündigt er seinen Job, misshandelt sich peitschend in seiner Kemenate, hört die aufgezeichneten Telefonate zwischen der reichen Witwe Helene und seiner Mutter durch und spricht mit der „Mordschwester“ im Gefängnis wie auch mit dem damaligen Staatsanwalt. Den Titel gebenden „Nachkrieg“ bezieht /thegap/-Autor Uhrmann auf die Folgen der Jugoslawienkriege, denen Hector (ohne erschließbarem Grund) nachspürt, wie auch auf jene der Internatszeit, die von sexuellen Übergriffen und Suiziden geprägt war. Das Romandebüt des Literatur-Staatsstipendiaten beeindruckt dort, wo es weh tut: in den Posttraumata zwischen erotisiertem Thanatos und Ethos, in der nachkindlichen Wut die Ohnmacht heißt.