Vom Innsbrucker Mitterweg aus hastet ein lyrisches Ich durch 250 Gemeinden, 25.000 Bahnkilometer und unzählige Erektionen – sein erstes Jahr als Single. Wenn die Geilheit keinen Ablass findet, attackiert er, und zwar heftig: postkolonialistische Austropopper und orgasmuslose Sauermienen-Germanisten, Dichteraspiranten und Tierpräparatoren, Assinger, Fiona und den Papst. Ohne rundende Kompromisse hackt der in Innsbruck als Bibliothekar […]
Vom Innsbrucker Mitterweg aus hastet ein lyrisches Ich durch 250 Gemeinden, 25.000 Bahnkilometer und unzählige Erektionen – sein erstes Jahr als Single. Wenn die Geilheit keinen Ablass findet, attackiert er, und zwar heftig: postkolonialistische Austropopper und orgasmuslose Sauermienen-Germanisten, Dichteraspiranten und Tierpräparatoren, Assinger, Fiona und den Papst. Ohne rundende Kompromisse hackt der in Innsbruck als Bibliothekar und Kritiker arbeitende 55-jährige Autor blitzschnell vernetzte Sinneseindrücke in den Laptop, die als „Geschönte Gedichte“ eines von drei Büchern im Jahr ergeben (sollen) – bei bisher 20. Anglizismen, Dialekt- und Slangausdrücke wie bisweilen unappetitliche Kalauer nicht scheuend, lästert er reimlos über provinzielle Tirolkultur, österreichische Politik und das nur „Fleischkäs“ produzierende Innsbruck. Die Berge, gewisse Bücher, vor allem aber Körper lassen ihn staunen und sanft werden: „Ein Gefühl ist wie Efeu / es klettert an dir hinauf und fragt nicht was du für ein Stein bist“. Die so genannte lyrische „Kramuri“ ergibt ein aufgedrehtes, stellenweise witziges und bitterböses Alltagslogbuch eines sehr lebendigen Erotomanen, dem melancholische Alternsängste nicht fremd sind.