Die Meinungsmacher. Über die Verwahrlosung des Hauptstadt-Journalismus

Dass „Arm, aber sexy“–Berlin auch Medienmetropole ist, weiß man. Wie Medien und Politik in einer Stadt, die kein Geld mehr für Kultur und Büchereien hat, ticken, berichten die beiden Hamburger Journalisten Leif Kramp und Stephan Weichert.

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Hauptstadt-Journalismus im Untertitel erklärt sich durch den Umzug von Bonn nach Berlin, die angeschnittenen Probleme tragen eine gewisse Zeitlosigkeit in sich. Verhaberung, Boulevard, das allürenreiche Auftreten der Alpha-Journalisten, die geschwätzige Eitelkeit in Regierung und Chefredaktion, die Irritation gegenüber Bloggern und Online-Medien: Irgendwo hat man das alles schon erlebt, gehört, gelesen, diskutiert. Mit dem Ableben von Hans Dichand bekommt das alles auch für Wien einen neuen Drive. Die zehn Thesen, die Kramp und Weichert am Ende des Tunnels anbieten und mehrheitlich in eine publizistische Slow-Food-Bewegung münden, sind richtig und gut, aber ohne Risiko und Mäzene schwer verwirklichbar. Zumindest jene im Tageszeitungsgeschäft – besser sieht es da im Magazinbereich aus, wo etwa /Datum/ oder /Brand Eins/ neue Leseangebote geschaffen haben.

Auch wenn man bei dem Buch irgendwann meint, sich in einer Leseschleife zu befinden – Zeitdruck, prekäre Arbeitsverhältnisse und immer wieder das Versagen der Distanz zwischen Politik und Medien kommen einfach zu häufig vor – darf der Einwurf aus Hamburg empfohlen werden. Ob als Teil der „Medienmeute“, der Politik oder als Teil der Leserschaft: „Die Meinungsmacher“ liest sich für alle Seiten mit Gewinn, auch wenn die Marge nicht allzu groß ausfällt.

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