Eines vorweg: Der unverständlich ungünstig gewählte Titel bleibt nicht wirklich nachvollziehbar und schon gar nicht lockt er.
Ist doch wenig von der tatarischen Kultur und noch weniger von der Kulinarik die Rede. Der Roman lebt viel eher von der gelungenen und gnadenlosen Zeichnung der Protagonistin Rosalinda, die eine rücksichtslose und egoistische Matriarchin darstellt und alles rund um sich unter ihre Fuchtel nimmt. Die gewiefte und selbstverliebte Tatarin fühlt sich viel zu alt um Großmutter zu werden und bindet deswegen nach einem gescheiterten Abtreibungsversuch ihre Enkelin total(itär) an sich. Das Baby Aminat sei ,,so hübsch und klug wie Sulfia leider hässlich und dumm", findet Rosalinda und bestimmt von nun an auch deren Leben mit. Die Idee, eine solche Figur so einprägsam zu erschaffen, wirkt reif und bildet das gesamte Fundament der Familienerzählung. Ziel ist die Flucht aus der sowjetischen Trostlosigkeit im Plattenbau und der Plan, ihre noch viel trostlosere Tochter und die vielversprechendere Enkelin als Köder einzusetzen. Ein Roman der Charaktertiefe, ein Buch aus Frauensicht, eine Geschichte über die durchtriebene Großmutter und die Folgen ihrer allumfassenden Machtpläne. Alina Bronsky, die schon für ihren Debütroman „Scherbenpark“ zur aufregendsten Newcomerin der Saison gekürt wurde, ist somit zu Recht für den Deutschen Buchpreis nominiert. Trotz des Titels …