Parkwächter Harlekin führt auf seinem zweiten Album durch eine desillusionierte Zirkuswelt und prangert die Unbeständigkeit der Leere an, während die Narben im Gesicht die Karten seiner Reisen zeichnen.
In Zeiten der digitalen Vernetzung ein fast ausgestorbenes Phänomen: iTunes erkennt die Titel der eingelegten CD nicht. Dabei hören die Nummern auf so klingende und kreative Namen wie „Schweisskleid“ oder „Wolkenvorhang“. Genauso lautmalend wie die Titelgebung könnte man auch Parkwächter Harlekins Soundkleid bezeichnen. Teils verquerte und selbst zusammengebastelte Beats widersetzen sich dem gängigen Bild von HipHop, welcher generell unter einer „speckigen Dreckschicht pubertärer Häusl-Poeten vergraben“ liegt, wie Harlekin es erklären würde.
Von den vom Mainstream zu dressierten Zirkusfiguren Geformten grenzt er sich sowieso ab. Auch wenn er bei seiner ersten Videoauskopplung zu „In der Stadt“ von dressierten Shetlandponys spricht, übt er dabei im Mantel der Zirkusreime offensichtlich Systemkritik im Stile der Austropop Veteranen. Spätestens bei „Weinrot und Grau“ trifft der niederösterreichische Soundtüftler „den Hammer auf den Nagel auf den Kopf“, denn die eingängige Melodie schafft, gepaart mit dem lethargischen Klang der Stimme, ein musikalisches Bild, welches sich widerspenstig in den Gehörgängen festsetzt. Auch das Zusammenspiel mit Streichermelodien wie auf „Lust und Honig“ ist für ihn nicht neu, denn diese Erfahrung machte Parki schon als Featuregast bei der pathetischen Band Neuschnee rund um Multitalent Hans Wagner.
Einzig allein ein Wortlaut passt so gar nicht zu der sonst so affirmativen Haltung des Musikers. Fragt sich Parkwächter Harlekin doch, wo eigentlich die ganzen Weiber hin seien, die das Essen auf den Tisch stellten, das Bier brachten und dabei nicht viel redeten, dafür aber „ollas kennan hobn“. Auch wenn die Fragestellung viel mit der österreichischen Gesellschaftshistorie zu tun hat, diffamiert diese Textzeile doch etwas den sonst so scharfsinnigen Sprachwitz, bei dem Parkwächter Harlekin nicht nur von seinem Idol Georg Kreisler beeinflusst wurde. Auch Bronner und Qualtinger zählen zu den Inspirationsquellen und politischen Einflussnehmern seiner Jugend – den davon geprägten tiefsinnigen poetischen Humor kann man ihm nicht abstreiten.
Trotzdem bleibt das zweite Werk von Parkwächter Harlekin ein unkonventionelles Musikgefilde, in denen sich der Commedia dell’arte-Liebhaber in seinen experimentellen Produktionen verliert, um sich kurz danach wieder mit kritischem Post Rap aufzurichten. Ein engagiertes und überaus interessantes Album, das Kategorien verweigert und Individualität fördert.
Releast wird am 26.10. im Wiener Shelter.