Die Wand

Julian Pölsler verfilmt »Die Wand« schlüssig und in willkommenen Bildern. Die große Stärke des Buchs, im Kopf des Lesers Eigenes entstehen zu lassen, gelingt aber nicht.

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Julian Pölsler verfilmte nach eigenem Drehbuch Marlen Haushofers Roman aus dem Jahr 1963. Die Schwierigkeiten dieser Aufgabe sind offensichtlich, Pölsler entschied sich für einen sehr direkten Weg, das Buch auf die Leinwand zu bringen, arbeitet handwerklich hochwertig – und scheitert doch. Inhalt des Buchs ist die Ich-Erzählung einer Frau, die über Nacht in den Bergen von einer durchsichtigen Wand eingeschlossen wird und sich damit abfinden muss, nun allein zu sein. Was außerhalb der Wand passiert oder passiert ist, darüber gibt es wenige Hinweise. Sie kümmert sich um einen Hund und eine Kuh, muss der Natur ihre Nahrung abringen. Der Leser erfährt ihre Geschichte über ihre Gedanken in Ich-Form, was das Buch ausmacht, sind – wie so oft, aber hier ganz besonders – die philosophischen Fragen, die sich im Kopf des Lesers breit machen. Das fängt bei offensichtlichem wie Einsamkeit oder dem Verhältnis des Menschen zur Natur an und hört bei Gender-Fragen noch lange nicht auf. Wenig davon wird im Buch wörtlich gefragt und formuliert. Pölslers Textauswahl ist nachvollziehbar und schlüssig, Bilder und Musik sind ansprechend und Martina Gedeck spielt natürlich ziemlich wunderbar. Fragen und eigene Gedanken im Kopf des Zusehers ruft das alles aber nicht hervor.

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