„DNA“ ist erstmals kein Paradigmenwechsel, sondern eine Collage bisheriger Oval Konzepte. Wenn das dennoch Synapsenfeuerwerke auslöst, ist das fast egal.
„Es ging nicht um das Anwenden von Tricks, sondern um die Bedingungen der Tricks.“
Was Markus Popp aka Oval da in den Linernotes zu „DNA“ zusammentüftelt, hat mehr Witz, mehr Selbstironie, mehr Grips, mehr Bescheidenheit und mehr Sex als zwanzig Jahre Rolling Stone. Auf neun Seiten steht da mehr über die Geschichte elektronischer Avantgarde als in 1.700 Blogeinträgen. Wer solche hoch komprimierten Texte schreibt, ist gar nicht fähig Musik zu machen, die nicht randvoll mit Bedeutungen ist.
„Jedes Genre ist als Preset verfügbar.“
Das ändert heute die Bedingungen des Musikmachens überhaupt. Wenn dem aber so ist, wird die Diskrepanz zwischen dem Originalklang und seiner Reproduzierbarkeit im Rechner beinahe irrelevant und entlässt Musik in die Common Domain.
„Lieber gleich das generative Verfahren die Kreativität im Ganzen ersetzen lassen.“
Das war nicht immer so. Am Anfang des Projekts Oval wurde der Autor aus den Bedingungen des Musikmachens noch herausgestrichen. Ahja, Glitch war ein Missverständnis, erfährt man. Aber keines, das vorschnell zu Grabe getragen oder entwertet werden soll. Es hatte nur eventuell zu wenig Musik auf der Agenda. Nachdem die Musikproduktion heute aber die Lücke zwischen analog und digital fast schon geschlossen hat, ist es auch weniger interessant geworden ihre Voraussetzungen zum Klingen zu bringen. Das konzeptuelle Korsett möchte gelockert werden. Musik?
„Trotzdem bin ich heute noch unsicherer als je zuvor, wie mit dem Erbe von Musik insgesamt umzugehen ist.“
Zur Verfügung stellen beispielsweise, die Software, das Archiv, Videos und unveröffentlichte Tracks. „DNA“ hat das, was Markus Popp selbst hohen Musik-Anteil nennt – das hatten seine Tracks allerdings immer schon, zu jeder Schaffensphase, da macht auch keinen Unterschied, wenn wie letztes Jahr auf „O“ neuerdings mit Schlagzeug hantiert wird. Vielleicht macht Markus Popp also Kehraus. „DNA“ ist erstmals kein Paradigmenwechsel, kein tiefer Einschnitt, sondern ein Zusammentragen von Elementen, die schon vorher da waren. Wenn sie dennoch derartige Synapsenfeuerwerke auslöst, ist das fast egal.