Drag Me to Hell

Man braucht kein Auteurist zu sein, um nach „Drag Me to Hell“ vom Verdacht beschlichen zu werden, Sam Raimi sei schwer oral fixiert:

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Seine Protagonistin Christine muss, als sie von einer alten Dame mit einem Fluch belegt wird, nicht nur ihren Stolz schlucken, sondern einen halben Liter Bestattungsflüssigkeit gleich mit. Und eine Ladung Maden. Subtil wird man die Schocktaktiken von „Drag Me To Hell“ nicht nennen können, dafür sind sie mit einer Präzision und Gewitztheit in Szene gesetzt, die im aktuellen Hollywood-Kino ihresgleichen suchen: Raimi, die letzte Dekade damit beschäftigt, Superbösewichte durch „Spider-Man“-Filme zu lotsen, kehrt mit dieser verhältnismäßig kleinen Produktion zum Horror-Slapstick der „Evil Dead“-Reihe zurück, unterlegt dem Spukspektakel aber das schwankende Gerüst einer Moralerzählung: Verflucht wird Christine, weil sie der alten Mrs. Ganush (fulminant: Raver) aus beruflichem Kalkül einen dritten Kredit für ihre Unterkunft verweigert. Drei Tage hat sie nun Zeit, um zu verhindern, dass ein Ziegendämon sie in die Hölle hinunterzerrt. Den Countdown erzählt Raimi nicht eben besonders moralisch oder psychologisch ausgefeilt (trotz gelegentlicher Flirts mit Christines Abgründen), dafür in cremebunten, aufgeräumten Comic-Kadern, aus denen das Übernatürliche wie selbstverständlich platzt, und versetzt sie mit schön ätzenden Charakterminiaturen (allen voran Reggie Lee als Büro-Arschkriecher par excellence). Ein Vergnügen.

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