Drive

Actionthrill abseits vom Proletenkino – Der dänische Filmemacher Nicolas Winding Refn gibt mit »Drive« sein fulminantes US-Debüt, für das er prompt den Regiepreis in Cannes erhielt. Vollkommen zu Recht.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Nicolas Winding Refn ließ bereits 1996 das erste Mal aufhorchen, als er mit seinem Erstlingswerk »The Pusher« den Startschuss zu einer großartigen europäischen Gangsterfilmtrilogie gab, die auch »Casino Royale«-Schurken Mads Mikkelsen zum Durchbruch verhalf. Es folgten »Bronson«, ein ebenso brutales wie surreales Porträt des berühmtesten Kriminellen Großbritanniens, und das abgedrehte Wikingerepos »Valhalla Rising«. Mit »Drive« kehrt er zum Gangster-Genre zurück und erzählt die Geschichte eines namenlosen Stuntfahrers und Automechanikers, der sich nachts als Fluchtwagenfahrer noch etwas dazuverdient. Aus Liebe zu seiner Nachbarin hilft er ihrem frisch aus dem Knast entlassenen Ehemann bei einem letzten Coup, damit dieser mit seiner kriminellen Vergangenheit abschließen kann. Doch einiges geht schief und ein blutiger Schlagabtausch zwischen dem Driver und dem Mob ist die Folge. Was klingt wie ein B-Action-Movie, findet seine Stärken vor allem in der inszenatorischen Wucht, die auch über den Film hinaus nicht mehr loslässt. Bereits die Eröffnungssequenz, die sich stark an Klassikern wie »Bullitt« oder »The Driver« orientiert, ist an Intensität kaum zu überbieten. Bei einer famos arrangierten nächtlichen Verfolgungsjagd durch die Straßen von L.A. wird hier nicht auf Totalschäden und Explosionen gesetzt, sondern ein cooler und cleverer Ausweg gesucht. Poetische, beinahe melancholische Bildkompositionen dominieren den ganzen Film und finden ihren Höhepunkt in grandiosen Zeitlupenmomenten, kombiniert mit elektrisierenden Synthies, die die 80er beschwören. Wer also ein primitives Actionfeuerwerk im Stil von »Fast And Furious« erwartet, befindet sich definitiv im falschen Film. Eine enttäuschte Amerikanerin verklagte deshalb sogar die Produzenten, weil sie den Trailer als irreführend empfand. Wie von Winding Refn gewohnt, spritzt dennoch jede Menge Blut. Die perfekt getimten Gewaltakte sind zwar selten, bewegen sich in ihrer Darstellung jedoch schon fast auf Grindhouse-Niveau und wirken umso unmittelbarer. Überzeugend auch die Schauspieler, allen voran Ryan Gosling, der in seiner eiskalten Erscheinung wirkt wie eine Reinkarnation von Steve McQueen. Unter den Nebendarstellern sticht besonders Comedian Albert Brooks als humorloser Gangster der alten Schule hervor. »Drive« ist ein perfekt in Szene gesetzter, stylisher, stellenweise extrem blutiger Neo-Noir-Thriller und eine der eindrucksvollsten Kinoerfahrungen der letzten Jahre.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...