DVA

Subbass-Feuerwerk-technisch ist "DVA" Silvester. Emika hat auf ihrem zweiten Album etwas Wichtiges geleistet: die Erwartungen nicht enttäuscht und neue gesteckt.

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Folgt man Emika auf Facebook, präsentiert sich da eine etwas geltungsbedürftige Persönlichkeit mit Hang zu selbstgefälligem Tech-Talk. Ohne hier zu sehr ins Küchenpsychologische abdriften zu wollen, liegt das vielleicht darin begründet, dass Frauen im elektronischen Musikbereich noch immer das Gefühl vermittelt wird, dort – außer vielleicht als sexy Stimme – nichts verloren zu haben. So spricht Grimes auf ihrem Tumblr davon, wie ihr ständig Hilfe von Männern angeboten wird "as if the fact that I’m a woman makes me incapable of using technology". Es wäre schön, wenn sich endlich durchsetzen würde, MusikerInnen nach der Musik und nicht dem Geschlecht zu beurteilen. Dann würde Emika nämlich einfach unter die Meister des Subbass gezählt werden und auch ihre Facebook-Seite wäre weniger anstrengend.

"DVA" ist auf mehreren Ebenen eine Weiterentwicklung des Sounds Vorgängerwerks, das durchwegs positive Kritiken einfuhr, aber nicht die Aufmerksamkeit bekam, die es verdiente. Auf die Vokale wurde im Titel "DVA" verzichtet, die Vocals dagegen sind sehr viel vielschichter als auf dem Debut. Nicht nur werden Delay und Reverb noch mehr ausgereizt (das fällt nur auf dem verzichtbaren Cover von "Wicked Game" negativ auf) und interessanter arrangiert, Emika entdeckt auch die Möglichkeiten der Stimme selbst: mal singt sie tief, mal abgehakt, mal verführerisch, mal sirenenhaft: oft auf einem einzigen Track. In der Variation ergeben sich einige überraschende und berührende Momente.

Die Gestaltung der „Basslandschaft“ (man muss es fast so nennen) ist nicht mehr durchgehend dem Dubstep oder Post-Dub verpflichtet. Negativ äußert sich das auf Tracks wie "After The Fall" oder "Primary Colours", denen es an Schärfe fehlt. Der Mut zum Experimentieren, der dann poppigere aber weniger qualitative Tracks wie "Fight For Your Love" möglich macht, kann auch trancig-trashigen Sound mit der Melancholie eines Chopin verheiraten, wie auf dem großartigen "She Beats". Emikas große Stärke – als klassisch ausgebildete Pianistin und mit einer Vergangenheit im Sound Design bei Native Instruments nicht verwunderlich – ist das Arrangement. Wunderbar zur Geltung kommt ihr Können auf "Sleep With My Enemies" und "Sing To Me". Auf "DVA" sind sehr viele verschiedene Möglichkeiten angelegt, in welche Richtung es musikalisch mit Emika weitergehen könnte. Mehr als die Hälfte davon sind jeweils ein richtiger Weg.

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