»Digital Folklore« ist ein neuer Begriff, der Älteres bezeichnet. Ein Übersetzungsversuch wäre »Netzvolkskultur« und ihre klassischen Sujets sind hektisch animierte gif-Bilder, der unkontrollierte Griff in die Farbpalette, oder auch halluzinogen gemusterte Homepage-Hintergründe.
Kurz: Wir befinden uns in der Frühzeit der privaten Webspace-Nutzung. Eine Instanz, die diese Art der Gestaltung beheimatete, war GeoCities. Doch dessen Service wurde Ende letzten Jahres eingestellt und damit fanden bedeutende früh-web-zeitliche Relikte den Weg in den digitalen Papierkorb – was schade ist, da die »Digital Folklore« uns viel über die aktuelle Internetnutzung sagen könne, so die Herausgeber, die der Löschung mit diesem Reader ein wenig entgegenwirken wollen. In englischen und deutschen Beiträgen wird über die Frühformen des www-Gebrauchs nachgedacht: War Web 1.0 für Forscher und ist Web 2.0 für Katzenfreunde, die Fotos ihrer Lieblinge tauschen? Durchaus spielerisch wird Wissen geschaffen, fleißig zitiert und recherchiert und im Schlusskapitel in künstlerischer Absicht auseinandergenommen und wieder neu kombiniert; alles vereint durch ein Layout, das so bunt wie das behandelte Thema ist. Insgesamt ein Buch für Leute, die mehr Forscher denn Katzenliebhaber sind und sich ein Bild von der »Digital Folklore« machen wollen; die – so eine These der Autoren – überall ihre Spuren hinterlassen habe.