Die Songs von Ear Pwr versteigen sich in artifiziellem Gestus und drücken sich mit schweren Synth-Schwaden um die saftigste Melodie.
„Ear Pwr“ ist eine der Platten, die Ohren auf sich zieht, die mit spiralförmigen Sound-Konfigurationen um sich wirft und nach Gegenwart klingt. Doch je länger man hinhört, desto weniger kommt „Ear Pwr“ über diesen Gestus hinaus. Das Duo aus North Carolina versteckt seine Schwachbrüstigkeit unter dichten Snyths, über die es eine Schicht Sprüh-Höhennebel legt. „Ear Pwr“ bewegt sich stark entlang der Blaupausen von Labelkollege Toro Y Moi oder Caribou; ohne aber dass der Gesang den Schwebezustand von Dan Snaith imitieren könnte. Sarah Reynolds Stimme hat nicht dieselbe Souveränität. Nur selten sind Songs von Ear Pwr so einprägsam wie etwa „Lake“, und selbst dann kann der simple Text nicht mit dem feuchten Klopfen der Musik mithalten. Noch dazu nehmen die zehn Songs immer wieder Umwege, gehen nicht direkt über Los, streifen nicht die direktesten Melodien ein. Gerade so als hätten sich Ear Pwr vorgenommen nur nicht zu eingängig zu klingen. Tun sie auch nicht. Aber nicht im Guten.