Der Wille zur Zukunft
Beans flutet seine Textkammern mit neuem Beatwasser. Der hyperaktive MC bringt sich mit Kollaborationen an offenere Grenzen als bisher.
Beans war langweilig geworden. Drei Soloalben, zwei davon auf Warp, hatte er in die Welt gestottert, immer aufregend, immer ein bisschen egal. Denn selbst die sonische Zukunft wird irgendwann alt. Schon mit dem New Yorker Avant-HipHoppern des Antipop Consortiums arbeitete er jahrelang am fragmentierten Flow, textlich und musikalisch; doch das arhythmische Gedankenfutter von Beans blieb seltsam folgenlos und konnte sich nie aus seinem radikal alternativen Gestus lösen. Nun, dieser Punkt ändert sich auch mit »End It All« nicht. Aber Beans hat eine wesentliche Koordinate verändert. Für »End It All« hat er die Zügel gelockert und sich seine Beats stellen lassen. Die Liste seiner Kollaborateure ist mit Four Tet, Clark, Interpol, Tortoise, Son Lux oder TV On The Radio auf vorhersehbare Zirkel gepflegter Avantgarde beschränkt und kommt leider gleichzeitig ohne junge Talente aus – aber die Konfrontationen schlagen dafür eine breite Palette einzigartiger Geschmacksfunken. Beans war immer ein MC, der das Verhatscherte, den Shuffle perfektioniert hatte. Auf »End It All« beweist er vor allem seine geschmeidige Anpassungsfähigkeit; er wirkt immer wieder hinterher oder liegt verquer zu den Beatimpulsen, nur um dann wieder punktgenau auf der Eins zu landen. Dabei geht es für den MC um gar nicht mehr, als die Beherrschung des polternden Rhythmusrodeos.
Die dreizehn Miniaturen auf »End It All« sind in 33 Minuten vorüber, Tracks manchmal eine Minute lang, Anfang und Ende angeschnitten – die Skizzenhaftigkeit ist dabei gerade eine der Stärken des Albums: Meister der Reduktion, kein Retro-Bullshit, Broken Brocken. Das Album verdichtet sich. Auf »Hardliner« schlingern die Computerfetzen, »Blue Movie« wechselt virtuos die Tempi und Schlagzeiten, »Glass Coffin« ist Pop, »Electric Eliminator« Schlagzeug und Beans. Die Rettung des Avant-HipHops ist dieses Album wieder nicht, dazu hätte es wohl noch Jamie XX und James Blake gebraucht, sondern eher das Manifest eines meisterhaften MCs, ein Beweis dafür, dass er immer noch nicht bereit ist sich zu wiederholen. Und das klingt auch gut.