Größenwahn
Große Gefühle und große Melodien. Auf »Euphoria Heartbreak“« besteigen Glasvegas den Olymp der Stadionrocker.
Eine französisch sprechende Frauenstimme aus dem Nirgendwo, aus einer weit entfernten Dimension. Eine beinahe sakrale Stimmung voller Spannung und großer Erwartungen, die den Hörer einhüllt und zu verschlingen droht. Glasvegas sind zurück. Vieles ist gleich geblieben: allem voran James Allans unverwechselbarer schottischer Akzent, großartige Melodien, puristische Texte und abgedroschene Rockerromantik. Anders ist, dass sich nun dieses altbewährte Glasvegas in einem noch größeren, noch bombastischeren Rahmen abspielt als bei ihrem selbstbetitelten Vorgänger. Für »Euphoric Heartbreak« verließ die Band die urbanen Abgründe Glasgows, um im sonnigen Kalifornien eine gehörige Portion Stadionpop zu tanken; hatte ja Flood, bekannt für seine Arbeit mit U2 und Nine Inch Nails, bei der Produktion der neue Platte gehörig seine Finger im Spiel. Dies würde auch den bewussten Synthie-Einschlag erklären, der sowohl für die tanzbaren Nummern wie »Shine Like Stars« als auch für die sentimentalen, schlagerartigen Höhepunkte in »Whatever Hurts You Through The Night« verantwortlich ist – ein Lichtermeer von brennenden Feuerzeugen, die im Takt des Liedes dahinschunkeln.
Nichtsdestotrotz verstehen es Glasvegas, solch eingängige Harmonien zu schaffen, die bei manch kritischem Hörer den Zweifel aufkommen lassen, man habe dies schon einmal irgendwann irgendwo gehört. Einziger Knackpunkt ist und bleibt Allans markanter Gesang, dessen weinerlicher, fast wimmernder Klang stellenweise an die Grenzen der Erträglichkeit stößt und somit das Rampenlicht nicht immer verdient. Die Stärke seiner charakteristischen Stimme kommt vor allem dann zur Geltung, wenn sie, wie in dem tröstenden Wiegenlied »I Feel Wrong«, in einer minimalistischen, erzählenden Weise eingesetzt wird. Ohne Zweifel, den Alternativrockern ist es gelungen, große Hits zu schreiben. Ihre erste Single »Euphoria, Take My Hand«, eine Kampfansage an die Liebe und an das Verlassenwerden, oder das sich zu einer feierlichen Hymne heranwachsende »Lots sometimes« bestechen mit ihrem eigenwilligen Charme und authentischen, ehrlichen Texten, die auch ohne affektierte Wortspielereien und altklugen Lebensweisheiten auskommen.