Wien, Juli 1927: Ein Greißler wird tot aufgefunden, Oberstleutnant David Bronstein ermittelt.
Dass dieses ideologisch entzweite Wien bereits den Keim des Bürgerkriegs in sich trägt, zeigt der Schattendorf-Prozess und Justizpalastbrand als Folie des Romans. Von seinem Vorgesetzter zum Aufspüren eines linkspolitischen Motivs gedrängt, fokussiert der vereinsamte Held von Pittlers 2008 begonnener Krimiserie trotzdem die persönliche Ebene, war doch der Tote ein rechter Kotzbrocken. Auf seiner Suche in verarmten und bürgerlichen Milieus schlägt ihm, dem Protestanten jüdischer Herkunft, alsbald der Wien-typische Antisemitismus entgegen. Genau dies – österreichische Zeitgeschichte heiklen Datums und ein zu seinem Judentum gedrängter Ermittler – macht die Krimiserie einzigartig. Als promovierter Historiker und Politikwissenschaftler hat der hochproduktive Sachbuch- und Prosaautor sein profundes Geschichtswissen in diesen quer durch alle sozialen Schichten führenden Krimi eingearbeitet und führt dabei noch einmal den altösterreichischen Sprachreichtum – postmonarchisches Deutsch mit Dialekt- und Jiddisch-Einsprengseln – vor Augen.