Austras Debüt unterlegt die dunkle Nacht in schmeichlerische Synth-Pop-Beats und spinnt klassisch ausgebildeten Operngesang drum herum.
Wer vor dem kanadischen Trio Austra noch nie von der gleichnamigen, lettischen Göttin des Lichts und des Morgens gehört hat, ist nicht allein. Sie war vorher wohl nur eine unbedeutende, baltische Strauchgöttin, die irgendwann in die mittlere Pantheon-Hierarchie befördert wurde, aber immer zu unambitioniert für eine Spitzenposition war. Austra ist mittlerweile Namenspatronin für viele lettische Mädchen – und für das Bandprojekt von Katie Stelmanis ein denkbar schlechter Name. Licht und Morgenröte sind eher die Gegenspieler dieses klaustrophobischen Debüts. Titel wie „Hate Crime“, „Darken Her Horse“, „The Noise“ oder „The Beast“ verbreiten auch nicht gerade menschliche Tiefenwärme. Wie schon bei Fever Ray, Soap&Skin, Zola Jesus oder Esben And The Witch fließt hier Gift durch die Adern. Im Fall von Austra sind die Knochen des Albums aus ätherischem Electropop geformt. Der Gesang Katie Stelmanis’ aus echtem Opernstoff gewoben. Für eine Tragödie von Weltrang reicht das noch nicht.