Fengler tritt aus dem Schatten des Berghain-Betonblocks hervor und schafft mit „Fokus“ ein vielseitiges und stimmungsgeladenes Album.
Sehr schnell wird klar, dass Marcel Fengler mit seinem Longplayer-Debüt einen neuen Weg beschreiten möchte, sich einige Schritte weiter weg vom unumgänglichen Technotempel mit B bewegen möchte. Zuletzt wurde Shed dieser Berghain-Stempel etwas zu viel, er konnte sich schlicht und einfach nicht entfalten. Ganz so extrem scheint die Situation bei Fengler nicht zu sein, Ostgut Ton und das Berghain bilden noch immer die Konstanten in seinem Producer-Kosmos, jedoch ist „Fokus“ merklich entschleunigt und für gerade diesen Kosmos sehr ruhig geworden.
Fengler, der immer schon der etwas „andere“ war, sucht mit „Fokus“ wieder neue Herausforderungen. Hunger auf Neues, wie auch schon zuletzt bei der „Masse“-Produktion mit Henrik Schwarz, Marcel Dettmann, Frank Wiedemann und Efdemin, scheint der Antrieb gewesen zu sein. Die Tracks sind mehr Industrial als Techno und klopfen auch gerne mal bei Matrix Score-Komponist Don Davis an.
Fengler gestaltet das Album detailreich, selten krud. Es fällt schwer einen der 11 Tracks positiv oder negativ hervor zu heben, einzig „King Of Psi“ setzt aufgrund seiner dominanten Bassdrum für einige Zeit im Gehörgang fest. Ansonsten präsentiert sich das Album als Ganzes, als Einheit.
In der gesamten Stunde knattert und zischt es, dort und da glitcht es sogar. Die Beats werden oft nur angedeutet, selten voll ausgespielt. Wenn dann doch ein gebrochener Beat in den Vordergrund rückt, stolpert er über die Fenglerische Buckelpiste, dass es eine Freude ist, die spacigen Soundscapes bilden auch ein passendes Umfeld dafür. Auch wenn „Fokus“ für Freunde von puristischem Techno eine kleine Enttäuschung sein dürfte, ist es ein Album, welches in seiner Gesamtheit eine Vielzahl an Stimmungen einfängt und mindestens ebenso viele auslöst.