Mittlerweile ist der zweite Teil von „Frank“ erschienen, der einen Genrewechsel vom klassischen Noir-Krimi zu einer verschlungenen, metaphorischen Erzählung vollzieht, die aber dennoch die bewährten Spannungselemente beibehält.
Im ersten Teil verlassen wir Frank voller Ungewissheit und glauben ihn eigentlich tot – wir finden ihn nun in einer „psychiatrischen Abteilung für abnorme Rechtsbrecher“ wieder. Doch wir haben es nicht mehr mit einem zynischen und abgebrühten Privatdetektiv, sondern mit einer innerlich gespaltenen Persönlichkeit zu tun, einer Hülle, die sich an ihre letzten Überlebensinstinkte klammern muss. Mit Frank ist etwas passiert – er hört Stimmen, die seine Existenz negieren und wird in seinen Wahnvorstellungen von einer Schmetterlingsplage als Vorbote einer schmerzhaft erlösenden Metamorphose heimgesucht.
Die Stimmen, die Frank verfolgen, führen den Leser in eine neue Rahmenhandlung ein – die orientalische Geschichte einer Haremsfrau, die von ihrer ehrgeizigen und eifersüchtigen Schwester eingekerkert und in ihrer Gefangenschaft durch ihren Kerkermeister mit glühendem Eisen verletzt wird. Was zu ihrem Tod führen sollte, schenkt ihr ewiges Leben, das sie jedoch als Geist in den Körpern der Lebenden fristen muss …
In grafischer und textlicher Hinsicht stellt der zweite Teil von Frank einen deutlichen Sprung dar. Schauplätze und Figuren sind feiner ausgearbeitet, die Konturen etwas glatter, ohne aber den kantigen Stil ganz einzubüßen. Das metaphorische Element bestimmt diesmal die Bildgestaltung und führt die Bilder über ihre Funktion des Storytellings hinaus. Die Texte wirken insgesamt geschlossener, treffsicherer und arbeiten auf verschiedenen erzählerischen Ebenen, wodurch der neue „Frank“ textlich wesentlich dichter und vielschichtiger wirkt als sein Vorgänger. Wir warten auf die nächste Metamorphose!