Freiland Klaviermusik

Basstrommel. Bumm. Midi-Klavier. Tingldum. Fertich. Kunstmusik. Von jedem anderen als Kompakt-Co-Chef Voigt wäre es ein schlechter Witz.

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Vom Höreindruck her ist dieses Album ganz großer Mist. Dreizehn Stücke lang kakophoniert ein synthetisches Klavier, in variierten Loops, oder auch ganz im luftleeren Raum und wird ausschließlich von einer sturen Kickdrum begleitet. Das ist es. Aus. Bumm. Tingldum. Tanzbar ist das sowieso nicht, sonisch ansprechend auch nicht. Konzept also. Und konzeptuell ist dieses Album eine aufregende, mögliche Antwort von Minimal Art auf die Gleichförmigkeit von Minimal Techno. (Jaja, auf Musikgenres, die schon am Boden liegen, lässt es sich ungeniert eintreten. Ich hör wieder auf, Minimal Techno war wichtig.) Voigt spielt auf „Freiland Klaviermusik“ – von den Ahnherren seriellen Komponierens: Schönberg, Messiaen, Boulez inspiriert – auf der Klaviatur künstlerischer Avantgarde. Allerdings beackert Voigt weniger die mathematische Dramatik per Vernunft Reihen zu bilden, sondern die Möglichkeiten der Maschine, die Streufeuer der maschinellen Variation. Im Einklang dazu prangt Voigts Artwork am Cover, das ebenfalls kreative Löcher in der rhythmischen, abstrakten Wiederholung sucht. Voigt, eine der einflussreicheren Köpfe im deutschen Technoland, stellt Fragen an die Struktur von Techno, an die Struktur von Musik überhaupt. Und Voigt lässt die Verwertbarkeit am Dancefloor hinter sich und befördert elektronisch-minimale Musik auf den Prüfstand. Im Unterschied zu früheren Experimenten ist „Freiland Klaviermusik“ allerdings ein verdammt sperriger Klumpen Tonkunst.

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