Geschichtsästhetik und Affektpolitik – Stauffenberg und der 20. Juli im Film 1948 – 2008

Denkweisen für Medien und Politik
Passend zum Tom-Cruise-Film „Valkyrie“ veröffentlicht Drehli Robnik sein erstes Buch. Es erzählt viel über Film und Stauffenberg, aber noch mehr über Denkweisen und komplexe Zusammenhänge.

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Drehli Robnik, zu gleichen Teilen Szenegänger, einer der besten Entertainer des Landes und Filmwissenschaftler, veröffentlicht mit „Geschichtsästhetik und Affektpolitik“ sein erstes Buch, und das zum Thema „Stauffenberg und der 20. Juli im Film 1948 – 2008“. Die nie ganz sinnvolle, aber manchmal auch nicht von der Hand zu weisende Frage nach dem „Warum?“ oder „Wie kommt er ausgerechnet da drauf?“ erübrigt sich spätestens nach der Lektüre der ersten Kapitel. Im Vorwort gönnt uns Drehli einen wissenden Grinser, wenn er in den ersten Absätzen über einen Witz referiert; gleich danach erschlägt er uns Nicht-Filmwissenschaftler mit komplexen Theorie-Verzweigungen von Deleuze, Lyotard, Elsaesser und vielen, vielen mehr. Nur um dann in den darauffolgenden Kapiteln eine Sprache zu wählen, die sich zwar ständig auf eben jene Theorien und jenes Wissen bezieht, aber immer so formuliert ist, dass auch Außenstehende mit ein bisschen Aufmerksamkeit und gutem Willen nicht nur mitkommen, sondern aus der Lektüre weitreichende Kenntnisse ziehen können. Denn wie zu erwarten war – und in diesem Sinne gelingt Drehli Robnik nicht mehr als eben genau die an ihn gestellten allerhöchsten Erwartungen zu erfüllen – begnügt sich Drehli nicht damit, sein umfangreiches Detail-Know-how und weitreichende Querverweise um die Filme, in denen Stauffenberg eine Rolle spielt, darzustellen und mit Theorien aufzuladen, sondern er erdet dieses Wissen mit vielerlei politischen, gesellschaftlichen und mediensoziologischen Aussagen und seinem ihm eigenen, respektlosen, mitunter recht blöden, aber niemals dummen Humor. Wer „Geschichtsästhetik und Affektpolitik“ liest, erfährt nicht nur mehr über die Filme und Stauffenberg, sondern vor allem auch mehr über Medien und Politik. Da sich bei vielen von uns Privat und Beruf und Privat und Politik nicht trennen lässt, eröffnet Drehli hier folgerichtig generell Denkweisen und -möglichkeiten. Mehr ist von einem Buch nicht zu erhoffen – auch wenn man sich zeitweise eine etwas leichtere Zugänglichkeit gewünscht hätte. Aber vielleicht ist dieses Buch auch nur ein Beweis mehr dafür, dass sich komplexe Zusammenhänge – zwischen Alltag, Wirtschaft, Politik, … – in einem einfachen Sinne nur oberflächlich darstellen lassen und der genaue, scharfe, mitunter anstrengende Blick dahinter und darüber hinaus ein lohnender ist.

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