Pathetischer Herbstfolk mit Post-Rock-Elementen, der einem die Nebelschwaden an den Knöcheln hochwabern lässt.
Kühlwarm und gespenstisch ist das Debüt des britischen Sextetts Lanterns On The Lake, das irgendwo zwischen Post-Rock und Folk verortet ist. Noch gespenstischer ist, dass nicht einmal die allwissende Wikipedia Informationen über die Band hat. 2008 entstanden LOTL jedenfalls aus den Trümmern einer Vorgänger-Band: Die flog allerdings so weit unter dem Indie-Radar, dass sich die Blogger bis heute nicht ganz einig sind, ob sie nun als Greenpeace oder als Greenspace starteten.
Aber eh wurscht. Heute heißt die Band aus Newcastle jedenfalls Lanterns On The Lake und hat sich erhabenen Soundschwelgereien verschrieben, die in bester Decemberists-Manier von Seefahrern und Soldaten erzählen. Bei so viel Getragenheit kann man schon ins Schwärmen kommen: „Not Going Back To The Harbour“ lebt von reduzierter Instrumentierung, über die die Stimme von Sängerin Hazel Wilde auf Schmetterlingsflügeln schwebt; besonders stark sind die Duette („If I’ve Been Unkind“), die zurückhaltend und verspielt daherkommen, sich aber bald zu einem Orkan an Intensität aufschwingen. „A Kingdom“ dagegen prescht los mit Drums, die an ein Artilleriefeuer gemahnen. Klar, immerhin wurde der Track inspiriert von einer Sammlung von Briefen, die Soldaten im 2. Weltkrieg verschickten.
Die Songs sind meist mit einem Grundpegel an Melancholie ausgestattet: Und damit fahren LOTL gut, denn dahin gehauchte Sehnsuchts-Litaneien, untermalt mit getragenem Pianogeklimper und allerlei Streicherarrangements, sind schon seit jeher ein deppensicheres Konzept. Nichts Neues in Lagerfeuer-Ville also, aber das Album ist einfach zu nett, als dass man es ignorieren sollte.