Hände weg von Mississippi

Deutschland, ein Sommermärchen: Wenn die 10-jährige Emma am Anfang der Sommerferien bei ihrer Oma am Land ankommt, könnte man glauben, in einer deutschen Tourismus-Werbeidylle anno 1953 gelandet zu sein – oder eher in der verwackelten Cartoonversion davon: Im Garten sitzen die alten Mutterln in karierten Decken und sticken, gleich neben dem Friedhof spielt die Dorfjugend […]

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Deutschland, ein Sommermärchen: Wenn die 10-jährige Emma am Anfang der Sommerferien bei ihrer Oma am Land ankommt, könnte man glauben, in einer deutschen Tourismus-Werbeidylle anno 1953 gelandet zu sein – oder eher in der verwackelten Cartoonversion davon: Im Garten sitzen die alten Mutterln in karierten Decken und sticken, gleich neben dem Friedhof spielt die Dorfjugend Fußball, und weit und breit kaum ein kommunaler Konflikt, der sich nicht mit einer ausgelassenen Massenschlägerei im Mack Sennett-Stil bereinigen ließe. Ungemach droht allein vom bösen Neffen des verstorbenen Sonderlings Klipperbusch: Der will nicht nur Emmas Lieblingspferd Mississippi dem Schlachter verkaufen, sondern plant auch eigenmächtig den Bau eines Discounters samt Wasserpark. Als ob das deutsche Dorf in Detlevs Buck sorgfältiger Inszenierung nicht ohnehin schon ein einziger geschäftiger Bauernhof-Themenpark in Schweinchen Babe-Manier wäre: Wie in einem Klappbuch folgt eine plastische, gewitzte Szenerie auf die anderen (Szenenbild: Lothar Holler), während ein erlesenes Darstellerensemble (darunter Fassbinder-Diva Margit Carstensen und Castorf-Komplize Milan Peschl) liebevolle Karikaturen (angeblich) deutscher Pingelig-, Schrullig- und Behäbigkeit gibt. Ein Spaß, nicht nur für „Wendy“-Abonnentinnen.

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