Hochhackig und selbstbewusst. Was nach aufregender Pop-Politik in den Sound-Archiven der Proto-Popkultur klingt, hätte mehr Zwischentöne verdient.
Erst 2010 gewann Kathryn Bigelow als allererste Frau den Regie-Oscar. Musik- und Filmindustrie sind eine Penisdomäne und waren das auch vor neunzig, vor sechzig und vor dreißig Jahren. Immer wieder bildeten sich darin aber Inseln weiblicher Selbstbestimmung, die hier von dem Kaiser-Label für thematische Sampler, Trikont, vermessen werden. In 24 Songs und auf 28 Seiten Booklet werden Diven aus den Jahren um den Zweiten Weltkrieg vorgestellt; ihre Rollenbilder, ihre Errungenschaften. Frauen erhielten in den USA 1920 das Wahlrecht, knapp zehn Jahre später setzte sich der Tonfilm durch. Damit wurden nicht nur Dialoge, sondern auch das Gesangstalent von Schauspielerinnen zu wichtigen Karrieredisziplin. Dementsprechend sind hier Marilyn und Marlene vertreten, aber auch weniger bekannte, soziale Avantgardistinnen wie Kay Starr, Eartha Kitt oder Mae West. Entgegen der gewohnten Trikont-Qualität wirkt hier die Auswahl der Songs aber wenig nachvollziehbar, die Booklettexte nicht am Punkt. Dort werden zwar unablässig starke Frauenrollen behauptet, aber die Aufreizung dieser 24 Frauen wird einseitig, nämlich als Emanzipation, nicht auch als Objektivierung durch männliche Songschreiber, Regisseure und Produzenten, beschrieben. Wenn zwischen den Zeilen sexuelle Abenteuer hervorblitzen, ist das nicht ausschließlich ein Zeichen der Befreiung, genau so wenig wie ein Stöckelschuh. Lust als Entertainment wurde, auch im Samplerformat, schon ausgewogener vorgeführt.