Herrn Sylvains verschlungener Weg zum Glück

Okay, lesen wir einmal einen dieser Romane mit dem Wörtchen Glück im Titel, einen dieser in riesigen Stapeln auf allen Buchhandlungsverkaufstischen präsenten Bestseller und bringen wir es schnell hinter uns.

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Der Vater der Unbekannte, die Mutter die Dominante, der Held der Geschichte ein 36-jähriges Muttersöhnchen namens Sylvain. Dieser will mit Kneipenbekanntschaft Marcel Weihnachtsmann in Rumänien spielen (diese Armut dort!), doch Frau Mutter will ihn natürlich nicht fahren, ja generell nicht loslassen. Am Tag vor der Abreise stürzt sich die Mutter über die Treppe, landet auf dem Reisegepäck des Sohns, bricht sich die Hüfte und muss ins Spital. Marcel fährt alleine, Sylvain erhält dadurch zwei Wochen Freiheit und von der Mutter überdies ein Ticket für einen Rentnerbusausflug (da kann nichts passieren) geschenkt. Doch natürlich passiert was. Sylvain lernt die rumänischen Schwestern Melba (26) und Alina (16) kennen. Melba hat Klaustrophobie, klar, sie sind geflüchtet seinerzeit. Kofferraum, Paddelboot, volles Programm. „Dass sie ihn gewähren ließ, während sie ihre Geschichte erzählte, das war Glück.“ Aha. Aber das Glück wird freilich noch tiefer, die Sätze noch schwülstiger und es gibt ein ultrakitschiges Happy-End. In Summe viel Moral, viel Klischees, viel Wiederholungsblabla, eine seichte Story und ein schwer erträglicher Pathosgrundton. Ein Jugendbuch mit guten Absichten und Teenagergefühlen der braven Art in 36-/26-/16-jährigen Figuren. Halleluja!!! Zum Glück darf man lesen was man will.

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