Der aus Wien stammende Rapper und Produzent hat eine Reise durch die Soundwelten unternommen. Und das Ergebnis dieses melodischen Experiments hat ihm bereits die Spitze der deutschen Charts verschafft.
Generation 2.0 war gestern. Mittlerweile findet man sich in einer Ära des Fortschritts wieder, in der Raf 3.0, ehemals Raf Camora, mit seinem dritten Studioalbum viele musikalische Grenzen durchbrochen hat. Denn der unkonventionelle Sound, den man auf „Hoch 2“ zu hören bekommt, kombiniert Grunge-Gitarrenriffs mit HipHop-Drums und Reggae-Samples. Mit dieser Mixtur würde Raf laut eigener Aussage am liebsten eine neue Musikrichtung erschaffen. Dafür wurde mit vielen Stimmeffekten experimentiert und die gewonnenen Erkenntnisse aus Reggae-Zeiten und Musikwissenschaftsstudium eingestreut. Aber Raf, der sich auch für die Facebook-Initiative „ORF. Nicht wie wir“ engagierte, ist auch Geschäftsmann. Nicht ohne Grund chartete er mit einem Tonträger, bei dem auf Massenkompatibilität hingearbeitet wurde, in Deutschland von 0 auf 1.
Das Album entstand unter dem Leitsatz „Reduziert auf das Maximum“ und wurde auf einem eigens gegründeten Plattenlabels namens Indipendenza realisiert. Die meisten hybridartigen Produktionen, bei denen Nirvana oder Freundeskreis als Inspirationsquellen genannt werden, stammen von Produzenten KD-Supier sowie Raf selbst. Abgesehen von den multiinstrumentalen Beats stechen noch manch Reimkreationen hervor. Die Erde wird mit einem Muffin verglichen und ein verliebter Roboter singt über Jumbojetflügel im Bauch. Niedlich. Aber ja, nicht jeder Wiener muss so klingen wie Falco, da hat der österreichische Rapper vollkommen recht. Die Features reichen von Tua über Chakuza und Prinz Pi, mit dem auch der Song „Schwarze Sonne“ entstanden ist. Darin geht es eigentlich um die Vergänglichkeit der Menschheit, dieses dunkle Zeichen steht nur auch für ein Erkennungssymbol der rechtsextremen Szene – aus der Kategorie blöder Zufall.
Insgesamt zeigt der Musiker jedoch eine Vielfalt an Storytelling und zieht dabei menschliche Problematiken denen eines Roboters vor. Diese bewusst fabrizierte Verflechtung aus möglichst vielen Musikrichtungen und Thematiken ist zwar innovativ, kann aber auch an der Überambitionierung scheitern, wie uns Kanye West mit „Yeezus“ erst kürzlich eindrucksvoll bewiesen hat. Um wirklich alles erfassen zu können, was Raf mit seinem teilweise überladenen Sound ausdrücken will, muss man wohl wirklich eine 3.0 Version von Zuhörer sein.