Anima ex Machina
Der Max Brand Synthesizer ist ein einzigartiger Klangerzeuger. Damit lässt sich fantastisch Maschinenlärm durch Raum und Körper und Hirn jagen.
Man hätte natürlich dabei sein müssen. 2009 wurde diese Aufnahme im Rahmen der Ars Electronica mitgeschnitten. Jedes Konzert auf dem Max Brand Synthesizer ist anders. Das Gerät ist ein Unikat aus den 1960er Jahren klingt nicht immer gleich, verändert sich mit Temperatur und Feuchtigkeit. Bei diesem selbstgebauten Klangerzeuger des österreichischen Komponisten Max Brand ist eigentlich nicht klar, ob er sich eher für die Live-Performance oder doch das Sound-Artefakt, die CD, eignet. Wenn sein Schall geschichtet wird, führt das live zu eigenartigen Überlagerungen. Klar ist aber, dass die Töne dieser Maschine keinem anderen Synthesizer gleichen. Das heißt: es gibt zwar ähnliche Funktionen und Schaltungen, aber wenn man den Max Brand Synthesizer erst einmal an seine Grenze bringt, schwingen die Frequenzen ganz ungewohnt durch den Raum. Das hört man selbst auf CD. Das Album »Kabelbrand« auf dem Wiener Label Moozak führte das bereits letztes Jahr vor. Die halbe Arbeit übernimmt die Maschine. Was der Interpret, der User, die Komponistin genau leistet, bleibt unklar.
Ein Unterschied von »Höllenmaschine« zu »Kabelbrand« ist unter anderem eine aufwändige Metallbox-Verpackung und ein hervorragendes Booklet. Darin wechseln die Komponistin Elisabeth Schimana und Medien-Uni-Ordinaria Ute Scholl zwischen Monolog und Dialog, zwischen Analyse und Literatur hin und her. Die Aufnahme selbst knattert unvermittelt los, ist nach einem Stillhalten in der zweiten Hälfte deutlich getragener, wird schleichend immer intensiver, als wäre die Fahrt ins Herz der Finsternis im Film »Apokalypse Now« vom Vietnam ins Weltall und ins Jahr 23.023 verlegt worden. Über 26 Minuten hinweg trägt die Maschine den Hörer durch flirrende, rauschende Klangkonstellationen, sie startet neu, surrt leise, stößt immer wieder schrillen Noise aus, steigert sich zunehmend, röhrt, schreit, wird intensiver, krächzt, kreischt – aus.