Im Rahmen von Linz09 wurde die Hörstadt erbaut. Es scheint fast so, als müssten sichtbare Dinge entstehen, die uns über den Umweg der Netzhaut den größtenteils unbewussten Hörsinn in Erinnerung rufen.
Als ein weiterer Beitrag dieser Idee erschien nun der „Reiseführer durch die Welt des Hörens“. Anfänglich entsteht eine Distanz, wenn einleitende Feststellungen mit Tierschützer-Ernsthaftigkeit verkünden: „Der akustische Raum, der aus allem gebildet wird, was hörbar ist, befindet sich in einem bedenklichen Zustand.“ Womöglich zeigt sich mit der Ablehnung solcher Zitate jedoch die eigene kaum vorhandene Beschäftigung mit dem Thema; aber es ist angenehm, wenn sich mit dem ersten Kapitel der Ton wandelt. Die folgenden Essays mit Titeln wie „Hören & Einkaufen“ oder „Hören & Gewalt“, bieten eine informative Auseinandersetzung zu Kultur und Natur der akustischen Umgebung. Durch das hier versammelte Wissen beginnt man abzuschätzen, wie viel Schall der Gehörsinn verarbeiten muss. Fast ist man verleitet, selbst zu einer plakativen Aussage zu greifen, aber … nein. Nur soviel: Wenn man nach Rüstzeug für eine Diskussion über eine erträglichere Umwelt sucht, ist man hier gut bedient.